empfindsamkeit: die nerven hinauf und hinab
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An manchen stillen Tagen plumpst ein Wort aus der Post, das möchte aufgehoben, heimgetragen werden ins Reich der schönen Sprache. Auch wenn sich dahinter arg Finsteres verbergen mag. Oder was ist eigentlich der „Zupfschmerz“? Kaum gelesen, ziehen der Zupf und der Schmerz schon ihre Bahnen, die Nerven hinauf und auch wieder hinab. Wohlig jagen die Schauer über den Rücken. Sanft, sanft, satineisiger Hauch, und die lyrische Haut ist schon betäubt. Stahl wärmt das zarte Bein. Und ins Hirn pflockt sich Zupfschmerz-Poesie. Geklöppelt von der Firma Philips: „Wo bislang ein Zupfschmerz war, bleiben auch empfindliche Frauen gelassen kalt.“ Gelassen kalt. Denn empfindliche, ja empfindsame Frauen dürfen sich „700 (!) Zupfvorgängen pro Sekunde“ hingeben. Betäubt von einem „Skin Cooler“. Einem profanen Haarentferner. Einem lauthals gepriesenen „innovativen Epilierer“. Wie? Es geht gar nicht um Poesie? Sondern um fade Werbung? Zupfschmerz, du bist ein Opfer der modernen Technik? Eiskalt beseitigt? Ach Zupfschmerz, gib doch acht! Weiche aus! Zupfschmerz, bleib doch bei uns. Ach weh. Es tut so weh.