Oskar sagt sorry zu Genossen

Auf dem Landesparteitag der saarländischen SPD entschuldigt sich der Ex-Vorsitzende Lafontaine für seinen Rücktritt. Die Genossen verzeihen ihrem Oskar, aber sie brauchen ihn nicht mehr: Der neue Hoffnungsträger heißt jetzt Heiko

Aus Schiffweiler KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT

Frühschoppen mit Oskar war angesagt auf dem Landesparteitag der saarländischen SPD gestern in Schiffweiler bei Neunkirchen. Lafontaine live. Der erste Aufritt auf einer politischen Bühne nach seinem Rücktritt. Und das Enfant terrible der SPD enttäuschte die Genossen nicht.

Der Buchautor und Millionär aus Saarbrücken schüttete zunächst Asche auf sein Haupt – aber nur, um nach erfolgter Absolution durch die Delegierten (Beifall) seinen innerparteilichen Kontrahenten Schröder umso heftiger abmeiern zu können.

Natürlich sei sein Rücktritt ursächlich für die verheerende Wahlniederlage der SPD an der Saar im vergangenen September gewesen, räumte Lafontaine ein: „Dafür entschuldige ich mich bei allen hier in aller Form.“ Aber der Grund für seine Demission sei die Aufkündigung der solidarischen Zusammenarbeit durch den Bundeskanzler gewesen.

„Lange, quälende Denkprozesse“ seien seinem Rücktritt vorausgegangen, berichtete Lafontaine. Und der Schmerz sei groß gewesen, als in der Wahlnacht an der Saar eine „Horde“ junger Unionisten vor seinem Haus aufgezogen sei, die hämisch skandierte: „Oskar, wir danken dir!“ Da kamen einigen der Delegierten, die nach dem Machtverlust in ein „tiefes Loch“ gefallen waren, tatsächlich fast die Tränen. Und die Wangen von „unserem Oskar“ glühten vor Erregung rot wie ein 94er Grand Cru aus dem Medoc bei Zimmertemperatur.

Dann aber sollte es auch schon vorbei sein mit den – am Vortag von einigen Sozialdemokraten geforderten – Entschuldigungen. Nun wurde Weltpolitik gemacht, oder vielmehr „globale Finanzpolitik“. Und das auf sozialdemokratischen Stammtischniveau. Das Bier kostete schließlich nur bürgerfreundliche 2,50 Mark.

Die Herrschaft der Weltfinanzmärkte müsse gebrochen, der Verteilungsprozess neu organisiert und der „Kasinokapitalismus“ eliminiert werden, dozierte Lafontaine. Oskar in Hochform. Alles habe er als Finanzminister auch tatsächlich umsetzen wollen, wenn Schröder ihn nur gelassen hätte. Und auch den Krieg der Nato im Kosovo verhindert? Wahrscheinlich.

Fast schon vergessen war da die Wiederwahl von Reinhard Klimmt zum Landesvorsitzenden der SPD am Samstag. Nun interessierte die Frage: Wie geht es weiter mit Lafontaine? Er wolle wieder mitmischen bei der SPD an der Saar, die „Scharte von 1999 auswetzen“, sagte er. Für die einen ein Grund zum Feiern, für die anderen eine Drohung. Schließlich sei man schon knapp zwei Jahre lang ganz ohne Lafontaine nicht schlecht über die Runden gekommen, merkten einige Oskar-Kritiker an.

Bei aller Nostalgie: Es ist nicht so, dass die Saar-SPD vor Oskar auf die Knie geht. Sie hat einen neuen Hoffungsträger, und der heißt Heiko Maas. Der Fraktionschef der SPD im Landtag hielt auf dem Parteitag eine pointierte Rede – und bekam noch mehr Beifall als Oskar. Der war da etwas blass geworden um die spitze Nase. War das schon die rote Karte für ihn? Wahrscheinlich für den Politiker Lafontaine, aber nicht für den Alleinunterhalter.