I know what you said last summer

■ Rollo, Waller 2!: Ulrich Waller will jetzt doch Leiter der Kammerspiele bleiben

So ganz wohl schien er sich in der Rolle des Wankelmütigen nicht zu fühlen. „Findet ihr das gut?“, wollte Ulrich Waller gestern im Gespräch mit Journalisten wissen. Kurz zuvor hatte er klar gemacht, doch als künstlerischer Leiter der Kammerspiele über das nächste Jahr hinaus weitermachen zu wollen. Erst im letzten Sommer hatte er angesichts der frustrierenden Finanzlage seinen Ausstieg angekündigt.

Voraussetzung für sein Bleiben wäre allerdings, dass Jürgen Hunke, der Pächter des Hauses, und die Kulturbehörde sich für das kaum mehr erwartete Angebot gewinnen lassen. Kultursenatorin Christina Weiss könnte sich düpiert fühlen, weil sie zunächst versucht hatte, Waller an dem Theater zu halten und sich mittlerweile auf die Suche nach einem geeigneten Nachfolger begeben hat. Der Geschäftsmann Hunke seinerseits liebäugelt schon seit längerem damit, bei einem Wechsel in der künstlerischen Leitung den Kammerspielen ein neues Konzept zu verpassen – notfalls auch ohne das placet (und die Gelder) der Behörde.

Ulrich Waller erklärt seinen Sinneswandel vor allem mit dem Zuspruch, den er von Zuschauern, Schauspielern und von den Kollegen Peter Zadek und Jürgen Flimm erhalten habe. Außerdem zeichnen sich neue Perspektiven ab: Zadek, der an den Kammerspielen zuletzt Sarah Kanes Gesäubert inszenierte, hat sein Interesse an einer kontinuierlichen Zusammenarbeit bekundet; eine Kooperation mit der Berliner Schaubühne könnte den Austausch von Produktionen ermöglichen und damit einiges von dem finanziellen Druck nehmen.

Gemeinsam mit Ulrich Tukur hat Waller es in den letzten Jahren geschafft, die Kammerspiele zur profiliertesten der Hamburger Privatbühnen zu machen. Kontinuität in der Leitung wäre die beste Garantie dafür, dass sie das auch bleiben. Es ist nicht zu erwarten, dass die Kulturbehörde grundsätzliche Einwände hat. Dominique Horwitz und Brigitte Landers, die beide als mögliche Nachfolger im Gespräch waren, würden jedenfalls ihre Bewerbungen zugunsten von Waller zurückziehen. Schwieriger könnte es werden, den irritablen Herrn Hunke umzustimmen. Der täte allerdings im Hinbick auf seine politischen Ambitionen gut daran, seine persönlichen Vorbehalte zurückzustellen und es dem Hamburger Publikum zuliebe mit Jürgen Flimm zu halten: „Never change a winning team.“ Felix Koch