Auf Du und Du mit Mineralwasser
: Radium im Glas?

■ „Ziemlich sicher“ kaum Belastung in Bremer Mineralwasser-Marken

Bei der Firma ,Vilsa' liefen gestern die Drähte heiß. Zahllose Händler und Mineralwassertrinker fragten besorgt nach der radioaktiven Belastung ihrer Hausmarke. Anlass waren Vorabmeldungen des ARD-Wirtschaftsmagazins „Plusminus“, das heute Abend Recherchen über ihre Tests von 19 Mineralwassersorten veröffentlicht. Das beängstigende Ergebnis: Fünf davon sind extrem hoch mit Radium-226 belastet.

Trotzdem müssen BremerInnen jetzt nicht sofort auf den Soda-Streamer umstellen: Mitarbeiter vom Bremer Labor der Landesmessstelle für Radioaktivität gaben gestern Entwarnung. Das Uran-Spaltprodukt Radium entstehe vor allem in granithaltigen Böden oder auch in vulkanischem Gestein, die in der Eifel oder im Bayrischen Wald vorkommen – nicht aber in der norddeutschen Tiefebene, erklärt Leiter Gerald Kirchner. Deshalb schließt er mit „ziemlicher Sicherheit“ für diese Region eine gefährliche Radium-Belastung aus. Denn „der Radium-226-Gehalt hängt ganz entscheidend von der Zusammensetzung des Gesteins ab, aus der die Quelle abgeschöpft wird“, sagt er.

„Plusminus“ jedenfalls gab die Untersuchungsergebnisse gestern vor der Sendung im Einzelnen noch nicht preis – Mineralwässer aus Bremen und umzu waren dem Vernehmen nach aber nicht im Test mit dabei. Doch egal ob Gebirge oder Flachland: Das Problem ist damit noch lange nicht vom Tisch, meint der Bremer Strahlenspezialist Kirchner. Denn bislang gibt es für die Belastung von Lebensmitteln mit natürlicher Radioaktivität noch gar keine Grenzwerte – ganz anders als für die „künstliche“ Strahlung zum Beispiel verursacht durch Atomkraftwerke. Eine Novellierung der Strahlenschutzverordnung werde zwar derzeit diskutiert. Aber bis dato kann jeder Wert überschritten werden, der einem ,künstlichen' Erzeuger von Radioaktivität sofort ein Verfahren einbrächte.

Doch selbst wenn ein Mineralwasser-Hersteller wollte: Er dürfte freiwillig sowieso keinen Radium-Filter in seine Anlage einbauen. Das jedenfalls schreibt die Mineral- und Tafelwasserverordnung (MTVO) vor, „weil Mineralwasser im naturreinen Zustand belassen werden muss“, zitiert Dr. Jörg Heimbrecht von „Plusminus“ die verquere Gesetzeslage.

Filter indes braucht die Firma Vilsa-Brunnen gar nicht, erklärt Geschäftsführe-rin Elisabeth Rodekohr. Bei den „Vilsa-Quellen“ und auch bei der „Lesumer Urquell“ hätte die „amtliche Anerkennungsanalyse“ eine Radiumbelastung zwischen fünf und sechs Millibequerel ergeben. Der Grenzwert in Amerika liege bei über 200, der Richtwert in Österreich bei 100 Millibequerel.“ Wie hoch dazu im Vergleich die von „Plusminus“ getesteten Marken sind, verrät die Redaktion heute Abend um 22 Uhr. hey