Ökobänkler treu – in guten wie in schlechten Tagen

Trotz fehlender 16 Millionen Mark ist Ökobank optimistisch: Geld aus Sicherungsfonds bei anderen Banken soll Konkurs abwenden

FRANKFURT taz ■ Die Fusions-„Probleme“ der Deutschen Bank oder etwa der Dresdner Bank – Milliardengewinne im Geschäftsjahr 1999 – hätte die kleine Ökobank sicher gerne. Die etwas andere Bank am Main mit einer Bilanzsumme von knapp 400 Millionen Mark (1998) kämpft seit einigen Wochen ums Überleben, weil ihr „schlappe“ 16 Millionen Mark fehlen.

Drei Großkredite platzten, nachdem Kreditnehmer aus den Branchen ökologisches Bauen und Recycling Ende 1999 bei der Ökobank und einer an der Finanzierung beteiligten Genossenschaftsbank Insolvenz angemeldet hatten. Obendrein wollte im vergangenen Jahr kein Mensch die Anteile an den Windkraftfonds der Turnschuhbanker kaufen (die taz berichtete). Die Ökobank in der Krise? Bis jetzt sei ihnen noch kein Kunde und kein Anteilseigner „von der Fahne gegangen“, sagte Banksprecherin Jutta Gelbrich gestern auf Nachfrage: „Das ist ein Pfund, mit dem die Ökobank wuchern kann.“

Fresh Money aus dem Sicherungsfonds der Volksbanken und Raiffeisenkassen soll jetzt die Genossenschaftsbank Ökobank vor dem Konkurs retten. „Wir befinden uns aktuell in der Prüfphase“, berichtete Gelbrich. Und sie ist „guten Mutes“, dass das von der Ökobank vorgelegte Zukunftskonzept zur Sanierung der Bank von den Prüfern des regionalen Verbandes auch akzeptiert wird.

Die eigentliche Entscheidung über die Vergabe von Mitteln aus dem Sicherungsfonds obliege dann allerdings dem Bundesverband der Volksbanken und Raiffeisenkassen (BVR). Kann der die Ökobank hängen lassen? „Im Prinzip nicht“, so Gelbrich. Aber der BVR könne Auflagen beschließen, etwa die Fusionierung mit einer anderen Bank, die dann die Verbindlichkeiten der Ökobank zu übernehmen habe. Kein gangbarer Weg für die Ökobanker, die noch der Strategie „Stay alone“ huldigen. Und für Gelbrich auch „eine eher unwahrscheinliche Entscheidungsvariante“. Schließlich entsprächen die 16 Millionen Mark an Wertberichtigungsbedarf nur 7 Prozent des gesamten Kreditgeschäftes der Ökobank. Und „krank“ sei die Ökobank aktuell tasächlich nur in diesem einen Teilbereich.

Die Kundschaft jedenfalls steht treu zur Ökobank. Und auch die Genossen. Viele Anteilseigner und Kunden hätten sich sogar in Anschreiben und auch telefonisch für die offene Informationspolitik in den vergangenen Wochen bedankt. Der noch amtierende Vorstand um Oliver Förster legte noch einmal Wert auf die Feststellung, das Geld der werten Kundschaft sei bei der Ökobank „sicher angelegt“.

Und auch die Genossen bräuchten keine Angst um ihre Einlagen zu haben. Das Zukunftskonzept garantiere das Wachstum der Bank – und ihre rasche Konsolidierung. Demnach soll die Unternehmensgruppe „Ö“ in eine Holding umgewandelt werden. Und die Ökobanker wollen sich noch stärker als bisher um private Kunden kümmern, vor allem um Kunden mit einem Vermögen von unter 200.000 Mark, die von den Giganten der Branche – etwa von der Dresdner Bank – gerade vergrault wurden. Denn das ist nach Meinung von Gelbrich „ein weites Feld“.

KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT