Selektieren, sezieren, aufspalten

■ Hamburgische Landesbank hält große Fusionen und kleine Konten für unpassend. Am besten laufen Schiffsfinanzierungen

Die Hamburgische Landesbank ist keine normale Bank. Beim öffentlichen Unternehmen, zu gleichen Teilen in der Hand der Stadt und der Landesbank Schleswig-Holstein, ticken die Uhren etwas anders als bei der privaten Konkurrenz. Großfusionen wie die geplatzte Hochzeit von Deutscher und Dresdner Bank sind für die Landesbänker noch kein Thema. Was nicht heißt, dass das Zusammenschluss-Fieber auch das Kreditinstitut mit Sitz am Gerhart-Hauptmann-Platz kalt lässt. „Wir stehen vor gewaltigen Strukturveränderungen in der Branche“, sagt Vorstandschef Alexander Stuhlmann. Veränderungen, die die Landesbank stemmen will, in dem sie sich auf das konzentriert, worin sie nach den Bilanzzahlen am erfolgreichsten ist: Kreditvergabe für die Finanzierung von Schiffen, Flugzeugen und Immobilien. Privatkunden haben bei der LB dagegen nur dann Chancen, wenn sie ordentlich Geld haben.

Kleine Kunden mit kleinen Konten sind hier zwar keine ausdrücklichen Unpersonen, aber Stuhlmann macht schon klar, wen er als Privatkunden haben möchte: „Vermögend“ sollen sie schon sein, gut verdienende Freiberufler, die nimmt die Landesbank mit Kusshand. Mittelständische Firmen hat man auch gern in der Kundenkartei, aber nicht jede. „Wir definieren Mittelstand anders als eine kleine Volksbank“, sagt Stuhlmann und nennt mal so 100 Millionen Mark Jahresumsatz als Größe eines Unternehmens, das der Bank genehm ist. Die LB hat im Unterschied zur Haspa oder zur Volksbank keine Filialen: Für Stuhlmann ein Grund, „warum der typische Bankkunde gar nicht erst zu uns kommt“.

Die Landesbank kann sich ihre Kundschaft sorgsam aussuchen, da das eigentliche Kerngeschäft gut läuft. Die Schiffsfinanzierungen gingen im Vorjahr um 29 Prozent nach oben auf ein Volumen von 7,5 Milliarden Euro. Und gerechnet wird ab jetzt nur noch in Euro: Bilanzsumme 74 Milliarden, Jahresüberschuss 50 Millionen, Zinsüberschuss 480 Millionen. Alles mächtig gestiegen seit dem Vorjahr.

„Selektieren, sezieren, aufspalten“, so beschreibt der Landesbankchef, was sich in der Branche im Moment abspielt. „Eine Bank kann heute nicht mehr in allen Segmenten gleich erfolgreich wirtschaften“, ist er sicher. Die Landesbank reagiert: Die Wertpapierabteilung mit ihren 150 MitarbeiterInnen wird demnächst nicht mehr unter Landesbank-Dach, sondern im Dienst der WPS arbeiten, einer Gesellschaft, die auch für mehrere andere Sparkassen tätig ist. Das klingt allerdings nur nach Outsourcing: Auch die WPS ist eine Tochter der LB. Peter Ahrens