Deutsche Bank 24 im Plus

Privatkunden der Deutschen Bank bringen mehr Gewinn denn je. Wo sie schließlich landen, bleibt weiterhin unklar. Bankchef Breuer bleibt trotz gescheiterter Fusion angeblich im Amt

aus FRANKFURT AM MAIN KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT

Fusioniert mit der Dresdner Bank wird nicht. Aber das hinter dem Fusionsgedanken stehende Konzept für einen big new deal in der Branche ist für die Deutsche Bank noch immer aktuell. Wie bei der zu 100 Prozent der Deutschen Bank gehörenden Deutschen Bank 24 (DB 24): DB 24-Vorstandssprecher Herbert Walter erklärte gestern auf der ersten Bilanzpressekonferenz der größten Privatkundenbank in Deutschland, es werde wahrscheinlich weiter mit der Allianz über die Übernahme der Filialen der DB 24 verhandelt.

„Wir sind offen für weitere Gespräche“, sagte Walter. Allerdings stehe man auch „mit anderen möglichen Partnern“ in Verhandlungen. Namen wolle er aber nicht nennen.

Wäre die Fusion mit der Dresdner Bank zustande gekommen, hätte der Versicherungskonzern Allianz, der Großaktionär bei der Deutschen und bei der Dresdner Bank ist, das dann fusionierte Retailbanking der beider Häuser – die geplante grüne Bank 24 – übernehmen und dann in eigener Regie betreiben dürfen. Das Ziel: Versicherungen und Finanzdienstleistungen an den Bankschaltern seriös direkt an die Kundschaft heranbringen zu können.

Für die mächtige Allianz ein Wettbewerbsvorteil auf dem hart umkämpften Markt für Assekuranzen. Und die Deutsche Bank wäre das lästige, nur geringe Erträge abwerfende Geschäft mit den kleinen Ein- und Anlegern los gewesen. So jedenfalls hatte der Vorstandssprecher der Deutschen Bank, Rolf E. Breuer, noch vor knapp einem Monat – auf der Fusionspressekonferenz – argumentiert. Die Parole jetzt lautet offenbar: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.

Auch der für die Zeit nach der gescheiterten Fusion geplante Börsengang der DB 24 sei noch immer ein Thema, sagte Walter. Breuer dagegen hatte den Börsengang der Bank 24 nach dem Scheitern der Fusionsverhandlungen als “gegenstandslos“ bezeichnet – offenbar vorschnell. Denn auch bei der Allianz ist der Börsengang der Bank 24 noch immer eine Option; egal ob mit oder ohne eigene Beteiligung.

Bröckelt angesichts solcher offener Widersprüche die Macht von Oberbanker Breuer? Bei der Deutschen Bank wird das täglich dementiert – auch gestern wurde ihm uneingeschränkte Unterstützung verlautbart. Dresdner-Bank-Chef Bernhard Walter hatte bereits in der vergangenen Woche seinen Rücktritt zum Monatsende angekündigt.

Die erste Bilanz der DB 24 jedenfalls kann sich sehen lassen. Ein Betriebsergebnis von 117 Millionen Euro wurde 1999 erwirtschaftet. Außergewöhnliche Belastungen in der Gründungsphase der jungen Bank, die Ende 2000 schon eine Million „reine Internet-Kunden“ haben will, führen allerdings dazu, dass „nur“ ein Gewinn von 38 Millionen Euro an die „Mutter“ überwiesen wird.

Richtig Geld verdient hat die Deutsche Bank 24 vor allem wegen der Aktieneuphorie. Ende des vorigen Jahres führte sie 1,2 Millionen Wertpapierdepots nur für private Kunden. Mit der neuen „Vertriebsplattform 2000“ will die DB 24 jetzt auch die Nummer eins in Europa werden: Noch mehr Kunden an das Internet heranführen, danach noch mehr Filialen abbauen und Personalkosten sparen – und dann noch höhere Gewinne einfahren: noch für die Deutsche Bank?