Gesucht: Jung, weiblich, ledig

Auf dem Essener CDU-Parteitag rücken Frauen und Jungpolitiker an die Spitze

ESSEN taz ■ Eine offene Auseinandersetzung mit der Ära Kohl haben die Delegierten beim CDU-Parteitag in Essen nicht gesucht. Doch die Präsidiums- und Vorstandswahlen haben eines gezeigt: Die männerdominierte Organisation soll jünger und weiblicher werden.

Wurde der oder die Vorsitzende der Jungen Union früher höchstens in den Parteivorstand gewählt, gelangte mit Hildegard Müller nun erstmals eine JU-Chefin ins Präsidium der Partei. Müller erzielte das drittbeste Ergebnis aller Kandidaten. In den Bundesvorstand der Partei stiegen gleich drei Mitglieder der Nachwuchsorganisation auf: die stellvertretende JU-Vorsitzende Tanja Gönner, die jüngste CDU-Bundestagsabgeordnete Katherina Reiche (26) und der Vorsitzende der Schülerunion, Philipp Mißfelder.

„Die Ergebnisse zeigen, dass die Delegierten es ernst meinen mit der Aufforderung zur Erneuerung“, sagte JU-Vorsitzende Müller. Die Nachwuchsorganisation hatte sich vor dem Parteitag für eine strukturelle und inhaltliche Weiterentwicklung der CDU stark gemacht. So will sie die Amtszeit von Spitzenämtern zeitlich begrenzen.

Auch die Frauen sind in der Parteiführung so stark wie nie zuvor: Im Präsidium sitzen neben der Vorsitzenden Angela Merkel und JU-Chefin Müller auch Annette Schavan und die ehemalige Bundespräsidentschaftskandidatin Dagmar Schipanski. „Es ist ein Stück Normalität geworden, dass Frauen in der CDU mitentscheiden. Doch das ist noch lange kein Grund, unser Quorum von 30 Prozent Frauenbeteiligung abzuschaffen“, sagte Müller der taz.

Zu den parteiinternen Vereinigungen, die gestärkt aus den Vorstandswahlen hervorgegangen sind, zählt auch die Arbeitnehmerorganisation der CDU. Nach dem Rückzug von Norbert Blüm aus der Parteispitze konnte die CDA nicht nur ihren stellvertretenden Vorsitzenden Hermann-Josef Arentz im Präsidium platzieren, sondern auch drei weitere Vertreter im Parteivorstand. „Wir wollen mehr sozialpolitisches Profil in die Spitze der Partei bringen“, sagte Hauptgeschäftsführer Ulrich Hettinger.

Verlierer sind die ehemaligen Generalsekretäre Peter Hintze und Volker Rühe. Rühe erzielte als stellvertretender Parteivorsitzender mit nur 58,5 Prozent der Stimmen ein miserables Ergebnis. Hintze wurde gar nicht erst wiedergewählt. KARIN NINK