Abreißen fürs Einkaufen

Shoppen im Glaspalast: Beim City-Projekt „Europapassage“ muss der Denkmalschutz an die Macht des Konsums glauben  ■ Von Gernot Knödler

Für die geplante „Europapassage“ müssten mehrere Häuser mit Denkmalwert abgerissen und der viel gelobte Stadtgrundriss von 1842 verändert werden. DenkmalschützerInnen stehen den Plänen, mit denen die Stadtentwicklungsbehörde die Innenstadt beleben will, deshalb sehr skeptisch gegenüber. Und Ursula Schneider von der GAL-Fraktion in Mitte will politisch gegen das Projekt vorgehen. „Wir schlagen stattdessen einen behutsamen Umbau der bestehenden Gebäude vor“, so die Politikerin gestern zur taz.

Nach den Plänen des Architekten Hadi Teherani soll der Häuserblock zwischen Bergstraße, Ballindamm und Alstertor bis auf ein Gebäude an der Bergstraße abgerissen werden. Quer durch den Block und die anschließende Paulstraße würde eine Einkaufspassage die Mönckebergstraße und den Ballindamm verbinden. Dafür soll die Paulstraße überdacht und auf der Kreuzung mit der Hermannstrasse durch einen zylindrischen Verbindungsbau an die neue Passage angeschlossen werden.

800 Millionen Mark wollen die Hamburgische Landesbank, die Alida Grundstücksgesellschaft und der Projektentwickler Garbe in das Vorhaben investieren. Der Senat ist daran interessiert, weil er hofft, dass es die City attraktiver macht, ohne die Stadtkasse zu belasten, und weil endlich eine attraktive Verbindung zwischen Jungfernstieg und Mö hergestellt würde. Allerdings sagt Stadtentwicklungssenator Willfried Maier (GAL): „Das Projekt ist noch nicht so weit, dass man sagen kann, es wird jetzt gebaut.“

Der schwerwiegendste Konfliktpunkt aus Sicht des Senators ist die Sichtachse durch die Hermannstraße hindurch zum Rathaus. Teherani will an der Kreuzung Paulstraße/Hermannstraße einen kleinen Platz schaffen, in den der zylindrische Verbindungsbau, das Gelenk der Europapassage, gesetzt werden soll. Dieser dürfe keinesfalls die Sicht und den Durchgang durch die Herrmannstrasse versperren, findet Maier, der deshalb für einen gläsernen Baukörper plädiert. Die Architekten wären bereit, die dreistöckige Rotunde erst in Höhe des ersten Stocks beginnen zu lassen, sagt Elke Seipp vom Büro Bothe, Richter, Teherani – so dass die Fußgänger drunter durchgucken können.

Auch das zunächst über alle Stockwerke geplante gläserne Portal an der Alster könne auf zwei Stockwerke beschränkt werden. Damit würde es halbwegs zur Binnenalsterverordnung passen, die bloß Putz und Sandstein an den Fassaden erlaubt.

Eckart Hannmann ist das zu wenig. „Wir wollen keine Fassaden-Kosmetik“, sagt der Leiter des Denkmalschutzamtes. Zumindest das Europa-Haus von George Radel und das Kontorhaus von Martin Haller, die beide weichen sollen, seien erhaltenswert. Sie unter Schutz zu stellen sei bisher an dem nötigen aufwendigen Verfahren gescheitert. Nur ein Zehntel der aus Hannmanns Sicht schutzwürdigen Objekte stehen in der Denkmalliste.