Teurer Gottesdienst am Strand

■ Cuxhavener Kurbehörde muss sparen: Die Kirche soll deshalb für ihren Strandgottesdienst zahlen, weigert sich aber bislang beharrlich

300 Mark – so viel soll die evangelische Kirche für künftig jeden Gottesdienst auf Cuxhavener Sandstrand bezahlen, wenn es nach der örtlichen Kurverwaltung geht. Bisher hatten die Evangelen ihre ökumenische Open-Air-Messe für Urlauber kostenlos am Meeresrand veranstalten dürfen. Jetzt will Kurdirektor Hartmut Schormann Geld sehen. „Wir stellen schließlich den Platz zur Verfügung. Andere Veranstalter bezahlen ja auch eine Aufwandsentschädigung.“

Dass die Kirche als gemeinnützige Organisation anerkannt ist, interessiert ihn dabei wenig. „Die profitieren von unseren erbrachten Leistungen“, sagt er, „und die Kirche wirtschaftet doch genauso, wenn sie ihre Räume für Konzerte vermietet.“

Der Hintergrund der neuen Geldforderungen von der Gemeinde: Anfang des Jahres wurden die Kurverwaltung und das Veranstaltungszentrum von Cuxhaven in eine GmbH umgewandelt. Und die hat von der Stadt Cuxhaven den Auftrag erhalten, in den kommenden Jahren eine Million Mark einzusparen. Dieser Beschluss soll einerseits durch Kürzungen, andererseits durch das Aufspüren neuer Geldquellen umgesetzt werden.

Dabei fielen den Verantwortlichen die sommerlichen Urlaubergottesdienste ein. Doch die evangelische Landeskirche Niedersachsen will nicht als Goldesel herhalten. „Wir zahlen nicht“, erklärt Michael Riedel-Schneider, Geschäftsführer des „kirchlichen Dienstes in Freizeit, Erholung und Tourismus“. Schließlich trage man auch seinen „Teil zum touristischen Profil bei.“

Allein im Kirchenkreis Cuxhaven investiert die Landeskirche nach seinen Angaben zum Beispiel jedes Jahr etwa 350.000 Mark in die Urlauberseelsorge. Wenn die Kurverwaltung ihre Forderung nicht zurücknehme, werde man die beliebten Gottesdienste notfalls auf kirchlichem Gelände durchführen. Dass in diesem Fall weiterhin 150 bis 200 Teilnehmer zu dem Kirchen-Event erscheinen werden, glaubt Riedel aber nicht. „Machen wir uns nichts vor. Die Leute kommen wegen der speziellen Atmosphäre am Strand, nicht um unsere Pfarrgärten anzusehen.“

Zurzeit stehen beide Parteien noch in Verhandlungen. Nächste Woche soll eine Einigung erzielt werden. Kurdirektor Schormann rechnet allerdings mit einem Einlenken der Kirche. „Alle anderen Veranstalter, die den Strand nutzen, zahlen seit Jahren anstandslos. Nur die Kirche weigert sich bisher“, findet er – während Pastor Riedel seinerseits weiterhin auf ein Entgegenkommen der Verwaltungs-GmbH setzt – natürlich ganz allein „im Interesse der Cuxhavener Urlaubsgäste.“ WiJo