Wenn Worten keine Taten folgen

Der Aufwärtstrend auf dem Ausbildungsmarkt ist vor allem auf staatliche Programme zurückzuführen. Auf eine Abgabe für ausbildungsunwillige Betriebe will Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) dennoch verzichten

aus BerlinNICOLE MASCHLER

Eine deutliche Entspannung hat Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) auf dem Ausbildungsmarkt ausgemacht. 631.000 Jugendliche hätten bis zum 30. September 1999 einen Ausbildungsplatz gefunden, zitierte sie gestern in Berlin aus dem von ihr selbst vorgelegten Berufsbildungsbericht der Bundesregierung. Das sind 18.500 mehr Jobs für Kids als im Vorjahr. Die Zahl der bis zum Stichtag nicht vermittelten Bewerber ist damit um fast 18 Prozent gesunken.

Ein Aufwärtstrend lasse sich vor allem in den neuen und modernisierten Berufen ausmachen, sagte die Bildungsministerin. Allein im Bereich Informationstechnik (IT) und Medien seien in den vergangenen Jahren 35.000 neue Ausbildungsplätze entstanden.

Doch die Zahlen, die Bulmahn präsentierte, beschreiben nur die halbe Wahrheit. Tatsächlich ist die verbesserte Lage auf dem Ausbildungsmarkt in erster Linie auf die Anstrengungen der Regierung zurückzuführen – will heißen: den Einsatz öffentlicher Mittel. 23.300 neue Stellen sind durch das Sofortprogramm gegen Jugendarbeitslosigkeit entstanden. Weitere 8.500 Verträge kamen durch Länderprogramme zustande.

Zwar konnte die Regierung der Wirtschaft im „Bündnis für Arbeit“ 40.000 Ausbildungsstellen abringen. Doch auch Bildungsministerin Bulmahn musste feststellen, dass das Angebot an betrieblichen Ausbildungsplätzen „nach wie vor nicht zufriedenstellend“ ist. Immerhin: Bis zum Jahr 2003 wollen die Arbeitgeber weitere 20.000 Ausbildungsplätze einrichten. Doch mehr als eine unverbindliche Zusage ist das nicht.

Eine Ausbildungsplatzabgabe hält Bulmahn derzeit für überflüssig. Sie setzt auf Freiwilligkeit. Aber gerade in einstigen Industrieregionen und in den neuen Ländern dürfte das nicht ausreichen. Dort übersteigt die Zahl der Bewerber die vorhandenen Plätze zum Teil erheblich. Dabei sind im Osten mehr Stellen entstanden als in den alten Bundesländern.

Unumstritten sind auch die staatlichen Hilfsmaßnahmen nicht: Das Sofortprogramm „Jump“, das die Regierung gerade um ein weiteres Jahr verlängert hat, sollte 100.000 Jugendliche in Arbeit und Ausbildung bringen. Doch eine begleitende Untersuchung hat gezeigt, dass rund ein Drittel der Jugendlichen nach dem Ende der Trainingsmaßnahmen ohne Job dastand.