Politik hieße: die Realität verändern

betr.: PDS, Krieg oder Frieden, real oder doch nicht, „Freiheit statt Sozialismus“ u. a., taz vom 10. 4. 00

Da beschließt die PDS, sich im Gegensatz zum Wunsch ihrer GegnerInnen in allen Medien und anderen Parteien bitte schön ausnahmsweise in einem Punkt unterscheiden zu dürfen, nämlich in einer Frage von Krieg und Frieden. Und dann kommen besagte GegnerInnen wie Christian Füller und regen sich auf, dass die PDS nicht längst geschafft hat, was die B-52-Grünen und die SPD schon längst erreicht haben: sich ununterscheidbar im politischen System einzurichten. Im ZDF hieß das in jedem zweiten Satz: Wo bleibt die Realpolitik? Im Kosovo, meine Damen und Herren! Oder auch in Tschetschenien. Und, wenn denn ein kleiner Rückblick erlaubt ist, in Vietnam, Nicaragua, Chile und was der anderen Länder mehr sind, die sich des Segens der CIA und der US-amerikanischen Armee mit oder ohne Beistand irgendwelcher Verbündeter erfreuen durften.

Realpolitik heißt: mitmachen, was immer schon gelaufen ist. Politik hieße: die Realität verändern. Es könnte sein, dass auch die PDS nicht dazu in der Lage ist. Aber die „RealpolitikerInnen“ jeder Couleur haben dabei nicht einmal versagt – sie wollen nichts (mehr) ändern. Denn, wie Frau Beer so schön gesagt hat: „Es gab keine Alternative“ (zum bewaffneten Überfall der Nato auf Jugoslawien). Genau! SPD und B-52-Grüne sind keine Alternative.

RICHARD KELBER, Dortmund

Der Rücktritt von Gregor Gysi ist für mich ein eindeutiges Zeichen, dass die PDS es leider doch nicht geschafft hat, sich von der alten SED abzuheben.

Nicht einmal Gysi, der wohl Populärste unter allen PDS-Mitgliedern, hat es geschafft, die PDS im demokratischen Gesamtdeutschland in die Gesellschaft einzugliedern. In der PDS haben immer noch die alten SED-Köppe das Sagen, und sie werden diese Partei auch in den Untergang treiben.

Denn wenn der Trend so weitergeht, wird die PDS, mehr als sie es ohnehin schon ist, zu einer Ost-Rentner-Partei, die nur noch aus über Siebzigjährigen besteht, die immer noch behaupten, damals in der DDR wäre noch alles besser gewesen. [...]

RAPHAEL LUDWIGS, Wuppertal