„Hier geht es nicht um Luxus“

■ Das „Drei-Fächer-Menü“: Neue Küche im Knast Fuhlsbüttel soll besseres Essen bieten

Auf die Frage gibt es nur eine Antwort. „Natürlich“, sagt die Jus-tizsenatorin bestimmt. Das Essen habe ihr gut geschmeckt – „und Ihnen?“ Dann trägt Lore Maria Peschel-Gutzeit (SPD) ihren Blechnapf zurück in die Küche. Aber jeden Tag daraus essen? Das muss, wer vom Pfad der Tugend abgewichen (und dabei erwischt worden) ist: Gestern weihte Hamburgs Jus-tizsenatorin die neue Gefängnisküche für die drei Justizvollzugsanstalten in Fuhlsbüttel ein.

Sie sieht aus wie jede moderne Großküche: Blinkende 400-Liter-Kochtöpfe, schreibtischgroße Bratpfannen, Kartoffelschälmaschinen, die pro Stunde 500 Kilogramm schaffen sollen – nur die höher gelegene Aufsichtsstation „Adlerhorst“ und natürlich die Gitterstäbe vor den Fenstern machen klar, dass hier demnächst für 1500 Gefangene gekocht wird.

„Hier geht es nicht um Luxus“, stellte Peschel-Gutzeit gestern klar – falls jemand angesichts des Plas-tikbesteckes auf die Idee gekommen sein sollte. „Geflügelfrikadelle mit warmem Speckkartoffelsalat“ stand für die Senatorin, Anstaltsleiter Jobst Poenighausen und die JournalistInnen auf dem Speiseplan. 5,41 Mark für drei Mahlzeiten hat die Küche pro Tag und Häftling zur Verfügung, Extra-Geld für „Festessen“ an den Feiertagen muss an anderen Tagen eingespart werden. Mit der neuen Küche solls aber generell besser schmecken.

Dafür will ein neues Ausgabe-system sorgen. Bisher wurde das Essen in großen Töpfen auf die Stationen transportiert und dort „verkellt“, per Kelle auf die Teller verteilt. „Jeder weiß, was auf dem Transport passiert“, räumte Peschel-Gutzeit gestern ein: Alles wird kalt und matschig. Ganz anders nun mit dem „Drei-Fächer-Menü“ (O-Ton Poenighausen): Bereits in der Küche füllen die KöchInnen Fleisch und Beilagen in die Fächer einer erhitzten „Edelstahlmenage“ – amtsdeutsch für Blechnapf. Die Menagen reisen dann im Wärmebehälter zum „Endverbraucher“.

„Wie es den Gefangenen gefällt, daraus zu essen, werden wir sehen“, sagt Köchin Astrid Moser. Schließlich könne es nun auch keine Bevorzugung und keine „Geschäftemacherei“ mehr bei der Essensverteilung geben. Dafür müssen die Häftlinge ihr Geschirr nicht mehr wie bisher selbst auf der Zelle abwaschen.

Sieben BeamtInnen und 40 Gefangene arbeiten in der Küche. Die Bediensteten essen dasselbe wie die Häftlinge. Obwohl sie nichts verbrochen haben? Die Geflügelfrikadelle und der Kartoffelsalat können es immerhin mit den Produkten der Uni-Mensa aufnehmen. Aber auch da is(s)t man nicht ganz freiwillig. Heike Dierbach