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: STEFFEN GRIMBERG über Namen, Schall und Rauch

DIE AR-TI-ELL-GRUHP

Dabei hatte es doch zunächst ganz gut geklungen, vor einer Woche, direkt nach der Fusion: Da teilten die frisch verschwägerten Fernsehmatadoren CLT-Ufa und Pearson Television mit, am Namen des neuen größten, schönsten, europäischsten TV-Unternehmens würde noch gefeilt. So ganz in Ruhe, dachten wir uns, Bertelsmann, der starke Partner hinter der neuen Company, hat ja eigentlich immer Zeit. Die Vorstellung hatte doch was: Da steht Papa Middelhoff und denkt angestrengt in teutonische Richtungen, Mama Scardino möchte lieber einen amerikanischen Einschlag, und dann ist da ja auch noch Onkel Albert, der trockene Belgier mit dem großen Bankkonto.

Die Zeiten von Name gleich Funktion sind ja nun einmal vorbei, das ZDF konnte man gerade noch Zweites Deutsches Fernsehen nennen, aber irgendwie klingt das eben alles ein bisschen nach VEB Untertrikotagenproduktion, Betriebsteil Elsterwerda-Ost.

In Frankreich wurde das schon früher beherzigt: Die Wasserwerker von der Compagnie Général des Eaux kauften sich erst ein veritables Medienimperium und änderten dann flugs ihren Namen in Vivendi. Das sieht schön lateinisch aus und soll die tolle Lebendigkeit und Mobilität des Unternehmens in die Köpfe der Mediennutzer transportieren.

Auch in anderen Branchen geht der Trend zum Kunstwort: Siemens’ Chiphersteller heißt jetzt bekanntlich Infineon, und ganze Agenturzweige beschäftigen sich mit nichts anderem als dem Aushecken wohlklingender Namensgebilde.

Und unsere Fernsehsender? Für die ARD in Langform (Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland) kann ja zum Glück keiner was, auch wenn sich „Das Erste“ trotz aller Promotion nicht so ganz durchsetzen will. Außerdem ist auch die ARD lernfähig: bayern alpha für den „Bildungskanal“ des Bayerischen Rundfunks, das macht ja durchaus Sinn, genau wie der Kinderkanal – seit kurzem auf ein knackig-kindgerechtes KiKa verkürzt.

Anders bei den Privaten: Schon die Vorliebe des Herrn Kloiber, seine TV-Projekte a) nach seinem Filmhandelshaus TeleMünchen zu nennen und b) dann auch noch durchzunummerieren, gibt im Praxistest keine wirklich überzeugende Figur ab: tm-3, TeleMünchen zum Dritten – was sagt das schon aus?

Auch Sat.1 firmiert ja in Langform eher unpassend als „SatellitenFernsehen“, obwohl es durchaus mit der guten alten Antenne oder bundesweit per Kabel zu empfangen ist.

Und jetzt dass: Kaum war die Fusion verkündet, musste wohl doch ein Name her. Von wegen in Ruhe nach etwas Wegweisendem suchen: „RTL-Group“ heißt das Kind, sprach der Bertelsmann-Chef. Müssen wir nun Ar-Ti-Ell sagen, oder lautet die deutsche Bezeichnung am Ende „RTL-Gruppe“? Fragen über Fragen. Aber immerhin bleibt Luxemburg so in aller Munde.