Kunsthaus Acud in akuter Gefahr

Der Kaufversuch des Kunstvereins Acud für das Haus in der Veteranenstraße ist gescheitert. Kurzfristig gab der Makler einem anderen Bieter den Zuschlag. Die engagierten Kulturschaffenden sollen ausziehen, doch freiwillig gehen sie nicht

von NADINE KRAFT

„Wir trauern nicht, wir kämpfen“, betonte gestern Jutta Braband, Geschäftsführerin des Kunstvereins Acud. Noch nie sei die Existenz des soziokulturellen Zentrums in Mitte so akut bedroht gewesen wie derzeit. Denn in der vergangenen Woche hat die Erbengemeinschaft das Kaufangebot des Vereins für das Haus in der Veteranenstraße 21, in dem das Acud residiert, abgelehnt. Stattdessen bekam ein kurzfristig aufgetretener anderer Käufer den Zuschlag.

„Wir sind empört über die Vorgehensweise des Maklers, der uns keine Chance gab, auf das zweite Kaufangebot einzugehen“, erklärte Brabant. Dabei hätte der Kunstverein nach jahrelangem Ringen, so die Geschäftsführerin, von den Erben bereits eine mündliche Zusage erhalten. Dass die Erbengemeinschaft nun in letzter Minute ihre Meinung geändert hat, schob sie auf den Makler Matthias Teufel von Birkensee, der „immer nur gegen uns agiert hat“.

Dieser wirft Acud hingegen vor, die Verhandlungen mit den Erben vor allem mit „Frechheiten“ geführt zu haben. „Sie schalteten mich dazwischen, weil sie mit dem Verein nicht mehr klar kamen“, so von Birkensee.

Der Kunstverein Acud arbeitet seit der Wende in dem Hinterhaus, dem im Zweiten Weltkrieg das Vorderhaus abhanden kam. Die Mitarbeiter haben das abbruchreife Gebäude soweit in Stand gesetzt, dass man es gefahrlos zu den unterschiedlichsten Veranstaltungen betreten kann. Zum Programm gehören Theateraufführungen, Ausstellungen zeitgenössischer Kunst, das Off-Kino unterm Dach und ein Mädchenclub. All diese Angebote sind nach Ansicht von Acud nur in diesem bunten Haus lebensfähig. „Ein Umzug wäre das Aus“, meint auch Christine Ziller von der Bundesvereinigung soziokultureller Zentren.

Dass Rückübertragungsansprüche für das Haus bestehen würden, war dem Kunstverein von Anfang an klar. Er selbst hatte die Geschichte erforscht und Kontakt zu den Erben aufgenommen. Acud unterbreitete zuletzt ein notarielles Kaufangebot über 800.000 Mark. Finanzielle Unterstützung für den Hauskaufkam zwischenzeitlich nicht nur von Acud-Fans, die im Verlauf einer Kampagne 36.140 Mark gespendet hatten, sondern auch von der Stiftung Umverteilen, die als Käufer auftreten und dem Verein das Haus per Erbpacht übertragen wollte.

Der Verein will nun zunächst seine Arbeit fortführen. Denn es gibt laut Jutta Braband einen gültigen Mietvertrag, der nur jährlich kündbar ist. Eine Kündigung hat der Makler „im Auftrag der Erben“ aber bereits zum 31. Dezember 1999 ausgesprochen. Acud habe dagegen Widerspruch eingelegt, auf den der Makler nicht reagierte, so Braband. Deshalb sei die Sache laut Anwalt „erledigt“.

Von Birkensee sieht das anders. Trotzdem will er eine fristlose Kündigung wegen nicht erfolgter Mietzahlungen nachschieben. „Wir haben immer nur die Betriebskosten gezahlt, weil die Miete laut Vertrag mit den erfolgten Reparaturleistungen verrechnet wurde“, hält dem Jutta Brabant entgegen.

Über den neuen Käufer schweigt sich Makler von Birkensee aus. Die Gesellschaft habe „eine sechsstellige Summe“ auf das Acud-Angebot draufgeschlagen. Und laut Jutta Braband fielen für den Makler 50.000 Mark ab. Der Käufer will das ursprüngliche Wohnhaus wieder als solches nutzen. „Für Acud ist da kein Platz mehr“, betont der Makler.