Hotel kündigt Scientology

Nach Protesten will ein Steglitzer Hotel doch keine Scientology-Ausstellung in seinen Räumen dulden

Die Einladungen in das Best Western Hotel Steglitz International sind bereits raus, doch jetzt muss der weltweit operiende Sektenkonzern die Adresse für seine Ausstellung „Was ist Scientology?“ ändern. Denn das Hotel in der Steglitzer Albrechtstraße, in dem heute die Ausstellung eröffnet werden sollte, hat den Mietvertrag mit den Scientologen kurzfristig gekündigt.

„Mit uns war keine öffentliche Veranstaltung abgesprochen“, begründete gestern der Geschäftsführer des Hotels, Klaus-Volker Stolle, die Absage. Die 500.000 Handzettel, mit denen die Scientologen in den vergangenen Tagen für ihre Ausstellung geworben hatten, verstoße gegen den Vertrag mit dem Hotel.

Ausschlaggebend für die Entscheidung dürfte aber auch gewesen sein, dass nach dem Bekanntwerden der Geschäftsverbindung mit den Scientologen andere Kunden Konsequenzen angekündigt hatten. Einer der Kunden ist das Bundespresseamt, das in dem Hotel immer wieder Besuchergruppen von Bundestagsabgeordneten einmietet. Das Amt hatte in einem Brief an das Hotel angekündigt, seine Geschäftsbeziehungen zu überdenken. „Aus kommerzieller Sicht hätte uns der Vertrag vielleicht mehr geschadet“, sagte Hotelgeschäftsführer Stolle. Er kündigte den Vertrag.

Scientology sieht im Verhalten des Bundespresseamtes „eine unglaubliche und beispiellose behördliche Diskriminierung“. Das Presseamt reagierte auf diesen Vorwurf gelassen. „Wir sind frei in der Wahl von Hotels“, so eine Sprecherin. Statt in dem Hotel, in dem Scientologen vor drei Jahren einen Kongress veranstalteten, wird die Ausstellung nun in Privaträumen in der Steglitzer Düppelstraße eröffnet. taz