Boarders Potenzial

Auch nach dem Saisonende streiten die konkurrierenden Weltverbände ISF und FIS weiter um die Vorherrschaft im Profi-Snowboarden

aus Laax LARS HAENSELL

Der Winter ist zu Ende, der Pressesprecher der ISF zufrieden. „Dass wir die World-Tour so erfolgreich über die Bühne bringen, hätte zu Saisonbeginn wohl keiner gedacht“, so Bernd Hupfauf am Rande der letzten ISF-Veranstaltung am vergangenen Wochenende in Laax. Der Grund für die gute Stimmung: Auch im nächsten Jahr wird der Hauptsponsor die Rennserie entscheidend bezuschussen.

Dabei verzweifelten die Koordinatoren des ISF zunächst. Denn der aktuelle Titelsponsor Motorola sprang erst nach dem diesjährigen Saisonstart ein und wirbelte mit seinen Anforderungen den Tourplan durcheinander. Um internationaler und vor allem öffentlichkeitswirksamer zu gleiten, forderten sie mehr Rennen in den USA, Kanada und Japan. Dem ISF waren die Hände gebunden, wollte man nicht die Häme der Konkurrenz von der FIS ernten. Hals über Kopf verschob der ISF die Snowboardwettbewerbe also kreuz und quer über die nördliche Erdhälfte. „Nächstes Jahr werden die Rennen so verteilt, dass die Fahrer weniger hin und her fliegen müssen“, verspricht Hupfauf.

Auch in Deutschland fand in diesem Jahr zum ersten Mal ein Snowboard-Stopp auf der Zugspitze statt. Ihn nahm sich die Telekom zum Test, um mit ihrem Kommunikationsangebot TD-1 als einer der wenigen branchenfremden Sponsoren die Effizienz zu überprüfen. Im nächsten Jahr will Telekom nun sogar einen noch größeren Snowboard-Event in Garmisch-Partenkirchen fördern und eventuell mehr Fahrer in das eigene Snowboard-Team aufnehmen. Telekom-Pressesprecher Philipp Schindera sieht seine Firma weniger im Sportsponsoring als in der Sportförderung engagiert: „Vor vier Jahren war der Radrennsport beispielsweise recht unbekannt. Ich denke, unser Engagement hat sehr zur Popularität beigetragen. Im Snowboardsport sehe ich ein ähnliches Potenzial.“

Um dieses Potenzial zu erschließen, wäre es allerdings unerlässlich, im Fernsehen präsenter zu werden. Die Piste dafür ist bereits gewalzt, „indem wir jetzt die TV-Rechte weltweit einheitlich und zentral vermarkten. Es hilft sicherlich auch, dass Motorola in vielen Ländern TV-Spots schaltet“, hofft Hupfauf.

Doch der klassische Skiverband FIS versucht die ISF auszubooten. Er droht den Sendern an, ihnen keine Senderechte mehr von seinen Skirennen zu verkaufen, falls sie auch ISF-Veranstaltungen übertragen. Aus diesem Grund bekommen die Zuschauer Snowboard-Rennen nur bei kleinen Sendern zu sehen. Ihnen bietet die FIS von vornherein keine Übertragungen an.

Und dann gibt es noch ein weiteres Problem mit der FIS. Denn der IOC hat ausschließlich die FIS damit beauftragt, die Snowboardteilnehmer für die olympischen Spiele in Salt Lake City 2002 zu nominieren. Um zu verhindern, dass ISF-Fahrer wieder an FIS-Rennen teilnehmen müssen, hat der Snowboardverband vorgeschlagen, eine vorolympische Rangliste aufzustellen, auf der Fahrer aus beiden Lagern in Wettbewerben des eigenen Verbandes Punkte sammeln. Die Besten dieses Rankings dürften dann an der Olympiade teilnehmen.

Die deutsche Olympiasiegerin Nicola Thost würde diesen Kompromiss begrüßen: „Schließlich ist der Gedanke der Olympiade, dass sich die weltbesten Sportler miteinander messen. In diesem Sinne müssten für alle Snowboarder gleiche Qualifikationsbedingungen herrschen.“ Sollte diese Annäherung allerdings nicht stattfinden, wären die ISF-Snowboarder wie vor Nagano 1998 gezwungen, FIS-Rennen zu fahren. Eine zusätzliche Belastung, die kaum ein Snowboarder auf sich nehmen will. Bis spätestens Anfang Oktober muss die FIS die Qualifikationsbestimmungen bekannt geben.