ein jahr kosovo-krieg
: Der Tag: Sonntag, 18. April 1999

FALSCHE UNSCHULDSBEWEISE

Das ist nicht mehr nur peinlich. Das nährt den Verdacht der gezielten Vertuschung unbequemer Vorfälle. In Kriegszeiten sollst du niemandem uneingeschränkt trauen, das wusste schon Wallenstein. Am Mittwoch, den 14. April, hatte die Nato den Beschuss eines Flüchtlingskonvois zugegeben – ein „tragischer Unfall“ in den Worten von Nato-Sprecher Jamie Shea. Belgrad meldete erst 75, dann 60 getötete Zivilisten. Den Journalisten in Brüssel war am nächsten Tag ein Tonband vorgespielt worden. Aufgrund unpräziser Ausführungen des Nato-Generals Giuseppe Marani musste jeder Zuhörer die Geräusche für eine Aufzeichnung aus dem Cockpit des angreifenden Piloten handeln. Heute wird bekannt, dass Marani ein falsches Tonband vorspielte. So war der Funkkontakt eines Piloten zu hören, der ein militärisches Fahrzeug angreift. Die Nato hatte bei ihrem Schuldeingeständnis erklärt, der Pilot habe den Flüchtlingskonvoi nicht als solchen erkannt, sondern für einen jugoslawischen Truppentransport gehalten. Er habe mit dem falschen Tonband lediglich ein Beispiel geben wollen, wie ein Pilot bei einem Bombenangriff im Kosovo reagiere. Sagt Marani heute. Die echte Aufzeichnung wird nicht freigegeben. har