Wenn Altona zum Slum wird

■ Pläne zur Umgestaltung des Altonaer Bahnhofs stießen bei AnwohnerInnen am Dienstag Abend weitgehend auf Skepsis

Erstmals haben der Planungsausschuss des Bezirksamts Altona und der Investor VBS Immobilien ihre Umbaupläne für den Altonaer Bahnhof der Öffentlichkeit vorgestellt. Neue Details zur Gestaltung des Gebäudes (taz berichtete) präsentierte Jürgen Bruns-Berentelg, Vorstandsmitglied der VBA Immobilien, nicht, da ein Architektenwettbewerb noch nicht ausgeschrieben wurde. Dafür hatten die AnwohnerInnen zum ersten Mal – und letzen Mal, wie Olaf Wuttke (Regenbogen) befürchtet – die Gelegenheit, die Pläne zu diskutieren.

Viele BürgerInnen reagierten kritisch. „Sind Sie so unter Zeitdruck?“, fragte ein Architekt aus der Schillerstraße. Er beklagt, dass eine voreilige Umgestaltung des Bahnhofs Möglichkeiten verbaue. Wenn die Deutsche Bahn den Fernverkehr in Altona in absehbarer Zeit reduziere oder einstelle, „ergibt sich die Jahrhundertgelegenheit für die Städteplanung“.

Doch der Altonaer Baudezernent, Dr. Reinhold Gütter, verteidigt seine Pläne. Er möchte nach der Kaufhof-Schließung Ende 2000 so schnell wie möglich mit dem Bau beginnen. „Wenn die Flächen erst lange leerstehen, verkommt Altona zum Slum.“

Viele Leute interessierte brennend, wie denn die 850 bis 1300 Autos ihre Stellplätze auf den Parkdecks des Bahnhofs- und Kaufhofgebäudes erreichen sollen. Wie Bruns-Berentelg erläuterte, sollen die Pkw von der Max-Brauer-Allee über den unteren Teil der Präsident-Krahn-Straße und eine Rampe am Bahnhofsgebäude rollen.

Ein Mitarbeiter der Deutschen Bahn gab zu bedenken, dass die Parkdeck-Zufahrt den Betrieb der Autoverladerampe behindern könnte. „Wir planen bereits ein, dass die Bahn die Autoverladung an einen dezentralen Ort verlegen will“, entgegnete der Investor.

Die Idee eines weiteren „Konsumtempels“ gefiel einer Anwohnerin gar nicht: „Wenn eine Bücherhalle oder ein Seniorentreff eingeplant wären, würden auch Menschen kommen, die nicht nur konsumieren wollen.“ Lediglich eine Altonaerin lobte, dass überhaupt jemand in den Stadtteil investiere.

Ein Büroturm auf dem Parkplatz zwischen Bahnhof und Max-Brauer-Allee soll die Höhe von acht Stockwerke nicht überschreiten, versicherten die Investoren und der Oberbaudirektor Jörn Walter gegenüber der taz.

Die Vertreter aller Fraktionen der Bezirksverwaltung versprachen, die Anregungen der BürgerInnen in der nächsten Sitzung des Planungsausschusses am 2. Mai. zu berücksichtigen. Sylvia Massow