Schubidu – a Dream came true

■ Der Traum des Thomas Bläschke ist wahr geworden. Sein Musical „Träume“ ist jetzt im Waldau-Theater zu sehen. Auf der Bühne sind die Träume aber nicht durchweg traumhaft

Manche träumen von schnellen Autos, andere - sogar heute noch - von einem Job beim „Stern“, doch Thomas Bläschke, der 30-jährige studierte Betriebswirt aus Bremen-Nord, wollte etwas ganz anderes: Seit seinem 17ten Lebensjahr träumt der Gründer der Bremer Musical Company von der Komposition, Produktion und Inszenierung eines eigenen Musicals, machte sich seither immer öfter immer länger an die Arbeit, scharte Gleichgesinnte um sich ...

and now, schubab-babschubidu: a dream came true!

Nach ungezählten Arbeitsstunden, Rückschlägen und Ich-glaube-trotzdem-daran-Trostspenden sowie nach konzertanten Voraufführungen, Studioaufnahmen und Galaveranstaltungen sind Bläschkes „Träume“ jetzt Bühnenwirklichkeit geworden. In einer dreistündigen und so gut wie ohne öffentliche Förderung auf die Beine gestellten Inszenierung stellen sich Bläschke und seine Company jetzt im Waldau-Theater der Konkurrenz. Und nach dem Vorverkauf zu urteilen, scheint die bis zum 26. April dauernde erste Aufführungsstaffel ein großer Publikumserfolg zu werden.

Über dem ganzen Gastspiel liegt der Charme des enthusiastischen Self-Made-Produzenten. Mit Unterstützung seiner Familie sorgen Bläschke und Co. im Foyer für ein professionell wirkendes Merchandising von T-Shirts oder CDs. Das Plakat und somit die „Marke“ „Träume“ braucht den Vergleich mit erheblich teureren Großproduktionen nicht zu scheuen. Und doch scheint der rührige Initiator als Seele des Ganzen irgendwie allgenwärtig zu sein. Einer Notiz im Programmheft zufolge muss es den Ideengeber, Produzenten, Autor, Komponisten, Arrangeur und musikalischen Leiter nicht wenig Überwindung gekostet haben, die Regie und die Erarbeitung der Bühnenfassung an Carsten Andörfer abzutreten. Der allerdings ist als ehemaliger Schauspieler im Ensemble am Goetheplatz und Sänger im (Rio-Reiser-Tribute-) „Flut“-Projekt in Bremen kein Unbekannter.

Auch am oder auf dem Theater liegt einem nichts näher als das eigene Leben - ähem. Jedenfalls hat das Musical „Träume“ sehr viel mit der Geschichte von Bläschkes Traum selbst zu tun. Als Stück im Stück im Stück erzählt es die Geschichte eines jungen Studenten, der in einer Vorlesung von der Inszenierung eines Musicals über die Bremer Stadtmusikanten träumt. Dabei sorgt er für zahllose Schwierigkeiten selbst und muss diese und andere überwinden. Die Geschichte mischt Zutaten aus dem Aschenputtel-Märchen sowie aus „Flashdance“, „Breaking Glass“ und anderen „Rising-Star-Storys“. Der Hauptkonflikt ist die Konkurrenz zwischen zwei Darstellerinnen der Katze. Bevor er sich in der Schlussbotschaft, dass alles nur gemeinsam zu schaffen ist, auflöst, ist der Fortgang der Geschichte durch kleine boulevardeske Häppchen garniert und wird freilich von den über zwanzig Songs in allen Facetten ausgeleuchtet.

Leider meinen es Bläschke, Andörfer und die ganze Company zu ernst. Ohne Scheu vor dem Kitsch, nach dem man im Zauberlicht der Bühne ein Star oder gar nichts wird, kommen die Songtexte nur selten über die Formulierung von Pennälersorgen hinaus. Die Handlung ist zu wenig auf den Konkurrenzkampf der beiden jungen Frauen focussiert, um wirklich zu packen. Nebenhandlungen und Randkonflikte verschachteln das Hauptthema bis zur Unerkennbarkeit. Wo ein Wutausbruch durch einen Abgang von der Bühne verdampft und durch den schnellen Trost der anderen wieder ganz beruhigt ist, kann keine wirkliche Tragödie geschehen. Kleine Inszenierungsgimmicks wie Auftritte aus dem Parkett oder Ansätze von Bilderopulenz in den Ensembleszenen können nicht darüber hinwegtäuschen, dass hier etwas Wesentliches fehlt: ein echtes Drama oder - alternativ - eine Ironisierung der ganzen Geschichte.

In einem eher gemütlichen als rasanten Inszenierungstempo spazieren die 17 DarstellerInnen und elf im Orchstergraben tätigen MusikerInnen über diese Schwächen hinweg. Dennoch ist die Einstudierung im ganzen durchaus kurzweilig. Einzelne auch choreographisch sehr gelungene Szenen wie das Eröffnungsbild mit dem Song „Cool“ sorgen unter anderem dafür. Auch in der Musik gibt es Überraschungen. Die Songs sind solider Mainstream-Musical-Pop. Doch Thomas Bläschke muss viele Musicals gehört und sich ein Urteil gebildet haben, bevor er seine Songs arrangierte. Wo andere nur auf Streicherhonigschmelz setzen, lässt Thomas Bläschke ein Gesangssolo mal durch ein Saxophon forttragen oder durchaus zart durch ein Cello umspielen. Der „Ohne-Sorgen-Blues“ hat auch durch seinen Interpreten Volker Lohmeyer als Esel den Charme der Balou-Songs in Disneys „Dschungelbuch“. Und obwohl die DarstellerInnen in ihren Fähigkeiten sehr voneinander abweichen, wimmelt es in dieser Bremer Musical Company von Talenten. Mit Julia Murski, Claudia Geerken, Julia Klein, Kerstin Tölle und Tanja Sohr haben mindestens fünf Darstellerinnen zum Teil nach erst kurzer Gesangsausbildung zweifelsfrei geschafft, wovon die KandidatInnen im Song „Audition“ träumen: „ ... jetzt ist mein Traum zum greifen nah ... / Nach vorne auf die Bühne gehen, und vor dem Publikum bestehen.“

Christoph Köster

Aufführungen bis zum 26. April im Waldau-Theater. Karten unter Tel. 3 77 50 13. Zweite Aufführungsstaffel im September ebenfalls im Waldau-Theater