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: SCHÖNEFELD IM UMKEHRSCHUB

Man muss kein Prophet mehr sein: Der geplante Flughafen Schönefeld International befindet sich im Sinkflug. Ungestraft macht sich Bundesverkehrsminister Klimmt für die Fortführung des Flugbetriebs in Tempelhof stark. Aus der Senatskanzlei tönt ein Gleiches. Und selbst dem groben Unfug der Lufthansa, die Hauptstadt brauche die innerstädtischen Airports samt einem Ausbau Tegels, widerspricht kaum jemand.

Dass Umkehrschub Schönefeld so bremst, hat auf den ersten Blick ganz simple Gründe. Klimmt fliegt zur Familie nach Saarbrücken schon immer nur ab Tegel und kennt Schönefeld nur vom Hörensagen. Das Establishment der Stadt startet ebenfalls in TXL. Und den typischen Westberlinern ist ihr Rosinenbomber-Airport in Tempelhof sowieso heilig.

Weit schwerer wiegt jedoch, dass mit der Lobpreisung Tegels und Tempelhofs ein verkehrspolitisches Versagen kaschiert wird, das der Ost-Standort nun ausbaden soll. Im Größenwahn der Wendezeit hat sich Berlin den Super-Airport Schönefeld 2007 eingeredet und einem schrittweisen Ausbau des Flughafens verweigert. Das Planfeststellungsverfahren lässt bis heute auf sich warten, ebenso ein privater Investor.

So mag es dem Bund, dem Land und den Fluggesellschaften nur gelegen kommen, sich von Schönefeld zu verabschieden und populistisch obsoleter Imagepflege das Wort zu reden. Die Revision des Konsensbeschlusses indessen hat weit gravierendere Auswirkungen. Mit dem Plädoyer für die City-Airports verpasst die Region einen wirtschaftlichen Aufschwung und einen modernen Flughafen dazu. Zugleich werden der Stadt Flächen vorenthalten, die zur Renaturierung vorgesehen waren.

ROLF LAUTENSCHLÄGER