Rückkehr zum Fußball

Das Rückspiel im Uefa-Cup-Halbfinale zwischen Leeds United und Galatasaray Istanbul endet ohne gravierende Krawalle und mit einem 2:2, das die türkische Mannschaft ins Finale bringt

BERLIN taz ■ Kurz vor Schluss des Spiels gegen Galatasaray Istanbul begannen die Leeds-Anhänger im Stadion an der Elland Road, den Namen von Peter Ridsdale zu skandieren. Der Vorsitzende des Fußballclubs Leeds United war eine der wenigen Personen, die in den zwei Wochen, die das unglückselige Halbfinale im Uefa-Cup zwischen den beiden Mannschaften in Anspruch nahm, eine gute Figur gemacht hatte. In Istanbul trug er, nachdem zwei englische Fußballfans von türkischen Jugendlichen erstochen worden waren, mit seinen besonnenen Äußerungen dazu bei, dass das Hinspiel ohne weitere Katastrophen über die Bühne ging. Vor dem Rückspiel hatte er am Donnerstag für umgerechnet 640.000 Mark ganzseitige Anzeigen in allen großen Zeitungen Englands geschaltet und darin gefordert, dass es am Abend nur um Fußball und nicht um Rache gehen dürfe.

Vor dem Stadion versuchte Ridsdale dann persönlich, die aufflammenden Aggressionen einzudämmen, die sich zum Teil gegen die 350 eingesetzten Polizisten, vor allem aber gegen drei Busse mit Funktionären und VIPs aus Istanbul richteten. Darin saßen auch Politiker wie Parlamentssprecher Akbulut, Sportminister Unlu und Ex-Premierministerin Tansu Çiller, die schamlos versuchten, politisches Kapitel aus der traurigen Affäre zu schlagen, und im Privatjet von Premier Ecevit angereist waren.

Ridsdales Pendant auf türkischer Seite war am ehesten Hakan Sükür, momentan Europas bester Stürmer, der in eigener Initiative eine Beileidsanzeige in der Times geschaltet hatte, während sich die Funktionäre über die Frage angifteten, ob das Rückspiel an neutralem Ort oder ohne türkische Fans stattfinden sollte.

Am Donnerstag war Hakan dann allerdings weniger großherzig. Sein Treffer zum 2:1 bedeutete nach dem 0:2 im Hinspiel das endgültige Aus für Leeds United, auch wenn später noch der Ausgleich gelang. Galatasarays brillanter Rumäne Gheorghe Hagi hatte schon nach vier Minuten einen vom unerschrockenen Schiedsrichter Michel verhängten Foulelfmeter verwandelt und die Hoffnungen der United-Fans auf den Nullpunkt sinken lassen.

Anfangs mit Pfiffen und Schmähungen empfangen, hatten die türkischen Spieler, die zum Aufwärmen in schwarzen Trainingsanzügen erschienen waren und mit Trauerflor spielten, die feindseligen Parolen schnell verstummen lassen. Zunächst, indem sie Blumen am Spielfeldrand nieder legten, dann mit ihrem hervorragenden Fußball, dessen Überlegenheit die Engländer neidvoll, aber ehrlich anerkennen mussten. „Ich bin froh, dass dies alles vorbei ist“, sagte anschließend United-Coach David O’Leary, dessen Team eine hervorragende Saison gespielt hat, aber zuletzt mit sechs Niederlagen in Folge eingebrochen war. Galatasaray-Trainer Fatih Terim bemühte sich, die Begeisterung darüber, als erstes türkisches Team ein Europacupfinale erreicht zu haben, zu dämpfen, und sagte: „Niemand wird je vergessen, was vor zwei Wochen passiert ist.“ Er tut gut daran, keine weiteren Emotionen zu schüren, schließlich steht am 17. Mai das Endspiel gegen Arsenal London an. Diesmal zwar am gewünschten neutralen Ort, in Kopenhagen, aber dafür mit Fans aus England und der Türkei. MATTI LIESKE