Haus und Hof für Stadt und Viertel

■ Geschafft! – Mehr Kultur für Winterhude: nach fast zehnjähriger Wartezeit ist mit dem Goldbekhof beim goldbekHaus ein neues kulturelles Angebot geschaffen worden

Aus einer engagierten Stadtteilinitiative für ein besseres Freizeitangebot im Viertel ging 1981 das goldbekHaus hervor, das im früheren Verwaltungsgebäude der abgewanderten Desinfektionsmittel-Firma Schülke & Mayr in Winterhude unterkam. In den alten Produktionsanlagen gegenüber bezogen Kleingewerbe und Künstler Quartier. Sie mussten das Feld räumen, als Anfang der neunziger Jahre giftige Altlasten auf dem Gelände festgestellt wurden. Fast zehn Jahre später sind die historischen Fabrikgebäude neben dem goldbekHaus nun fertig restauriert und werden als Goldbekhof diese Woche eingeweiht.

Damit ist ein aufwendiges Projekt fertiggestellt worden, für das der eigens gegründete Förderverein auf die volle Unterstützung von Stadt, Bezirk und privaten Sponsoren angewiesen war. Die Umweltbehörde investierte 30 Millionen Mark, um das verseuchte Gelände zu sanieren. Der eigentliche Ausbau der Gebäude, durchgeführt von der stadteigenen Sprinkenhof AG und von Arbeiten und Lernen Hamburg, das für den zweiten Arbeitsmarkt qualifizieren will, kostete noch einmal vier Millionen. Um die Einrichtung zu finanzieren, wurden sogar Patenschaften für die Stühle verkauft.

In der denkmalgeschützten Anlage ist jetzt Platz für viele verschiedene kulturelle und soziale Angebote. Die neue Bühne zum Hof soll sowohl dem goldbekHaus als auch Anwohnern für Veranstaltungen zur Verfügung stehen. Nebenan unterhält das goldbekHaus eine Kinderetage, außerdem haben sich das BIFF Winterhude, das info-Winterhude und ein Tai-Chi-Studio eingemietet. In die 14 Ateliers im Obergeschoss sind bereits die Künstler eingezogen, Fotografen, Schauspieler, Maler, auch ein Trickfilmer und eine Schriftstellerin. Aus ihrer Arbeit heraus sollen sich weitere konkrete Konzepte für den Goldbekhof entwickeln. Ein Gastatelier wird von den früheren Hausherren Schülke & Mayr finanziert und in einjährigen Stipendien an Hamburger Künstler vergeben.

In den nächsten fünf Tagen wird mit Musik und Kleinkunst erst einmal ausgiebig die Eröffnung gefeiert. Zum Beispiel beim Auftritt von Blue Brasil am Donnerstag, die auf der neuen Bühne Swing und Bossa Nova spielen, oder bei der großen Comedy-Gala „Jetzt ist gut Lachen“ am Samstag. Am selben Tag findet ab zehn Uhr eine Demonstration unter dem doppelsinnigen Motto „Geschafft! – Mehr Kultur für Winterhude!“ statt, und ab Mittag können beim Tag der offenen Tür alle Räume und Künstlerstuben besichtigt werden – lohnend schon wegen der wiederhergestellten Industriearchitektur aus der Zeit der Jahrhundertwende. Mit einer Tanz in den Mai-Party geht das Programm Sonntag Nacht zu Ende. Dann dürfte die Nachricht tatsächlich zu jedem im Viertel durchgedrungen sein. Felix Koch