Händler sind gegen edle Domshof-Stände

 ■ Unmut gegen neue Pläne: Marktleute wollen keine Glas-Stände auf dem Domshof und keine längeren Öffnungszeiten / Die Lage ist angespannt: Umsätze sinken wegen starker Konkurrenz

Unter Marktleuten am Domshof rumort es. „Die Stimmung ist schlecht“, heißt es. Zwar wurde der Domshof mit dem Café Alex bebaut und durch die Domshof-Passage für Publikumsverkehr leichter zugänglich – trotzdem sei der Umsatz bei vielen Händlern gesunken. „Weniger Bänker, das Polizeihaus ist auch dicht, rosig ist es nicht“, sagt beispielsweise Fischhändler Schorse Meyerdirks. Dazu noch jüngste Debatten um längere Öffnungszeiten auf dem Markt – das koste Nerven. Seit der Jahreshauptversammlung der Marktbeschicker kürzlich kocht die Gerüchteküche heftiger als sonst.

„Kaufleute jammern immer“, sagt spontan der Geschäftsführer der Großmarkt Bremen GmbH, Uwe Kluge. Von Verstimmungen unter den Wochenmarkt-Händlern wisse er nichts. Dann räumt er ein, dass die Lage auf allen Bremer Wochenmärkten angespannter sei als vor Jahren. „Die grüne Wiese macht uns Konkurrenz.“ Vor diesem Hintergrund an eine Verlängerung der Öffnungszeiten zu denken, wie jetzt angefragt, sei für viele Händler eine Zumutung. „Das sind oft Familienbetriebe. Die stehen selbst am Stand. Morgens in aller Frühe sind sie die ersten im Großmarkt“, sagt Kluge. Zum Beispiel jetzt, in der angehenden Spargelsaison: „Wer da nicht früh kommt, so gegen drei Uhr, der hat vielleicht dann keinen Spargel anzubieten.“ Dann noch bis 18 Uhr auf dem Markt zu stehen – ohne Aussicht auf mehr Umsatz – sei unattraktiv. „Wir können nicht einfach eine Bespielung für die Innenstadt bieten“, sagt Kluge. Da erwarte man von den Marktbetreibern zu viel.

Auch die Überlegung, vor das Café Alex noch eine Reihe fester Stände à la Papenstraße zu bauen, wie sie auf der Hauptversammlung vorgestellt wurde, findet unter den Marktleuten kaum Anklang. Kluge jedenfalls liegt eine erste schriftliche Bewerbung für ein solches Geschäft vor, sagt er. Was da seit Jahren politisch gewollt werde, um den großen Domshof auch nach dem bisherigen Marktschluss von 14 Uhr zu beleben, grenze an „die berühmte eierlegende Wollmilchsau“. Das zeichne sich deutlich ab – auch wenn die Rahmenbedingungen für solche Stände noch nicht klar gefasst seien.

„Es gibt keine Pläne, nur Ideen“, sagt unterdessen Peter Rienäker, Geschäftsführer der Brepark. Gemeinsam mit der Stadt werde gemäß den früheren Plänen für die Domshofgestaltung überlegt, dass das Architektenbüro Peter Schürmann, das bereits den rund zehn Millionen Mark teuren Glasbau fürs Café Alex geplant hat, nun auch ein passendes Stände-Ensemble in Alex-Nähe platzieren sollte.

Marktleuten schwant: „Teuer wird es schon werden.“ Aber das ist nicht alles. Die Stände sollen nämlich nicht nur edel sondern auch beweglich, mindestens aber verschiebbar sein. Dies gilt umso mehr, als die Stadt plant, den nahe gelegenen historischen Marktplatz „als Veranstaltungsort für erhöhte Qualitätsansprüche auszulegen“, wie der Sprecher der Innenbehörde, Hartmut Spiesecke, sagt.

Im Klartext: Vorm Rathaus wird nicht mehr jede Veranstaltung zugelassen. Großveranstaltungen wie der Bremer Sommer oder traditionell die Feiern zum 1. Mai sollen künftig auf den Domshof ausweichen – und dafür wiederum müssten die edlen Verkaufsstände abbaubar sein. Die Frage, wo in solchen Zeiten die Betreiber dieser Stände bleiben, ist nur eine von vielen unbeantworteten Fragen.

„Wenn die Stadt ein gutes Konzept hat, woran die Marktleute interessiert sind – was ich derzeit nicht erkenne – kann man über alles reden“, sagt Kluge von der Großmarkt Bremen GmbH. Auch über längere Markt-Öffnungszeiten während der Expo. Insbesondere kleinere Marktbeschicker wittern hier Unbill: „Länger stehen, teure Stände – das geht nicht“. ede