Ganzheitlich in der Krise

■ Ein Krankenhaus für alternative Heilmethoden wird es auf absehbare Zeit in Bremen nicht geben / Die Kassen blockieren

Ein heilsamer Ort, ein Krankenhaus, in dem Homöopathie, traditionelle chinesische Medizin und andere Heilmethoden integriert werden: Dies schwebt dem Bremer Verein „Mensch im Mittelpunkt der Medizin“ schon seit sieben Jahren vor. Jetzt steckt das ambitionierte Projekt in der Krise. Das medizinische Konzept steht, ein Träger ist gefunden, und ein Gebäude ist auch in Sicht – nur Politik und Krankenkassen spielen aus Sicht der Initiatoren nicht mit.

„Es wäre alles bereit, wir brauchen nur noch die Entscheidung der Senatorin“, sagt Christine Bernbacher, ehemalige grüne Bürgerschaftsabgeordnete und eine der ideellen Mütter der Idee, in Bremen ein „ganzheitliches“ Krankenhaus zu gründen. 1998 war in den Landeskrankenhausplan 98/2000 eine Absichtserklärung aufgenommen worden, die „mittelfristige“ Realisierung einer solchen Institution zu prüfen. Doch dazu fehlt Sozialsenatorin Hilde Adolf nun der politische Wille – so die Kritik des Fördervereins. Diese werde die Klinik nicht gegen den Willen der Krankenkassen durchsetzen.

Doch auf die wollen die potentiellen Träger nicht verzichten. „Durch die Aufnahme in den Krankenhaus-Plan wären wir rechtlich abgesichert“, so Martin Eversmeyer, Geschäftsführer der Johanniter-Krankenhäuser/Hannoversche Genossenschaft. Die gemeinnützige GmbH würde im ehemaligen Dermatologie-Gebäude des Zentralkrankenhauses Sankt-Jürgen-Straße in einem ersten Schritt 30 Betten bereitstellen. Später sollen dann 80 bis 90 Menschen – vor allem Tumorpatienten und chronisch Kranke – stationär behandelt werden können. Doch die Johanniter, die fünf bis sechs Millionen Mark in den Umbau stecken wollen, sehen in dem jüngsten Vorschlag Hilde Adolfs – nämlich einen Start als Privatklinik – eine glatte Absage.

Die Sozialsenatorin hingegen sieht die ganze Angelegenheit gar nicht so schwarz: Das Projekt sei gut; nur müsse es eben im Konsens mit den Kassen umgesetzt werden. Sie stellt sich eine Art Probephase als Privatklinik vor, auch, um den tatsächlichen Bedarf zu ermitteln. Nach der Ablehung dieses Vorschlags suche man nun nach neuen Wegen – bis zur Sommerpause soll die Entscheidung fallen.

Die Krankenkassen schließlich können sich ein ganzheitliches Krankenhaus nur vorstellen, wenn dafür keine zusätzlichen Betten nötig sind. Das Stichwort heißt „Bettenumwidmung“. Für Peter Bahlo vom Verband der Angestelltenkassen ist eine Klinik mit 80 oder 90 Betten außerdem schlicht zu hoch gegriffen. „Das machen wir nicht“, so der Referatsleiter. Gar nicht gut findet er auch „dreimal soviel Ärzte wie normal“. Er kritisiert überdies, dass der Verein keine aktuelle Kalkulation eingereicht habe. Die Kassen finanzieren alternative Methoden wie die chinesische Medizin bisher nur in Einzelfällen.

Die Mitglieder des Fördervereins fürchten nun, dass „Bremen mal wieder zu spät kommt“. Früher sei man einmal an der Spitze gewesen, doch nun, wo etwa die chinesische Medizin an vielen Orten Deutschlands Einzug halte, ziehe sich in Bremen die Politik zurück. Immerhin gibt es am Zentralkrankenhaus Sankt-Jürgen-Straße bereits ein Institut für chinesische Medizin des DRK. Ob es künftig nebenan eine Klinik geben wird, scheint mehr als ungewiss. hase