: Politik und Presse gegen Fujimori
BUENOS AIRES taz ■ Der Mann mit den weißen Haaren und der dicken Brille war ein dauerndes Ärgernis für Perus Präsidenten Alberto Fujimori. Jetzt ist er tot: Gustavo Mohme, Politiker und Herausgeber der linken Tageszeitung La República, starb am Sonntag an Herzversagen.
Er sah aus wie ein nörgelnder Alter, tatsächlich aber bekämpfte er das Fujimori-Regime mit Intelligenz und sanfter Hartnäckigheit. „Mohme hat seit 15 Jahren versucht, die Einheit der Opposition in Peru herzustellen“, sagte sein Weggefährte César Rodriguez Rabanal. Als Koordinator der Gruppe Demokratie und Solidarität brachte Mohme die verschiedensten Richtungen an einen Tisch und ließ sie den „Pakt für Regierbarkeit“ unterzeichnen, der die Redemokratisierung des Landes zum Ziel hat. Sein großes Ziel: Fujimori muss weg.
Mohme war außerdem Gründer und Herausgeber der Tageszeitung La República, die gerade bei der laufenden Stichwahl um das Präsidentenamt eine wesentliche Rolle spielt: Dort ist das zu lesen, was in der Fujimori-treuen Presse nicht gedruckt wird.
Oppositionelle Presse und politisches Engagement gehörten für Mohme zusammen. Eigentlich Bauingenieur, war er immer in der peruanischen Politik präsent. In den 70er-Jahren schloss er sich der marxistischen Linken an und engagierte sich für Nicaragua und die DDR. 1980 ging er als Präsidentschaftskandidat für die Sozialistische Politische Aktion ins Rennen. Seit 1990 war er Kongressabgeordneter, zunächst für die Vereinigte Linke, 1995 für die Liste des ehemaligen UNO-Generalsekretärs Pérez de Cuéllar. Bei den Wahlen im Mai 1999 stand sein Name auf der Liste des Bürgermeisters von Lima, Alberto Andrade.
Doch Mohme blieb nicht ohne Widersprüche. Obwohl ein erprobter Demokrat, schrieb er in La República auch Lobeshymnen auf den chinesischen Maoismus.
Sein Engagement in Presse und Politik machte ihn zu einer beliebten Zielscheibe der Schmutzkampagnen regierungstreuer Boulevardblätter. Auf ihren Titelseiten nannten sie ihn Landesverräter und Lügner.
Mohme wäre gestern 70 geworden. Posthum verlieh ihm jetzt Perus Haupstadt Lima die Ehrenbürgerschaft. INGO MALCHER
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