unterm strich
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Es gibt da gewisse strukturelle Übereinstimmungen zwischen Minister- und Dirigentenkarussells. An die Macht beziehungsweise den Taktstock kommen meistens die, die man sowieso schon kennt. Als Nachfolger des deutschen Chefdirigenten der New Yorker Philharmoniker, Kurt Masur, wird der Italiener Riccardo Muti gehandelt – behauptet jedenfalls die New York Times unter Berufung auf die berüchtigten gut unterrichteten Kreise. Damit hätte der grau melierte Fastsechziger (der schon vor zirka 20 Jahren in Edinburgh eine wunderbare „Carmen“ mit Teresa Berganza eingespielt hat und damals schon als etabliert galt) Daniel Barenboim, Musikdirektor der deutschen Staatsoper, und Christoph Eschenbach, Dirigent des NDR-Symphonie-Orchesters, ausgestochen, die ebenfalls im Gespräch waren. Ricardo Muti ist derzeit Chefdirigent der Mailänder Scala, wobei man sich streiten kann, ob der Wechsel nach New York ein eindeutiger Aufstieg ist. Die New Yorker Philharmoniker jedenfalls sehen Muti als ihren klaren Wunschkandidaten, wobei es kürzlich bei einem Gastauftritt im Februar heftig zwischen Muti und den Musikern gefunkt haben soll. Alles in Butter? Na ja, bis auf den Zaster: Muti erwartet angeblich deutlich mehr Geld als die 2,6 Millionen Mark Jahresgage seines Vorgängers Masur und will wegen anderer Verpflichtungen auch weniger Zeit in New York verbringen. Und weiter im Karussell: Der 72 Jahre alte Kurt Masur, der seinen 2002 auslaufenden Vertrag aufgrund von Streitereien mit dem Aufsichtsrat nicht verlängern will, wird auch nicht arbeitslos. Er übernimmt die Leitung des französischen Nationalorchesters und dirigiert außerdem das Londoner Philharmonische Orchester.

Antiquitätenverjüngung qua Kunstraub – so oder so ähnlich könnte man eine Äußerung von Burkhardt Göres, Direktor der Schlösser der Stiftung Preußischer Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, auslegen, die sich auf das 1941 von deutschen Soldaten geraubte und nach Westen verschleppte Bernsteinzimmer bezieht: „Vielleicht wird das Bernsteinzimmer sogar viel schöner, als es zuletzt gewesen ist“, meinte Göres kürzlich bei einer „Tatort“-Besichtigung im Katharinenpalast in St. Petersburg. Die mit Hilfe der Essener Ruhrgas AG betriebene Rekonstruktion des Zimmers mag professionell gemacht werden, ob sie tatsächlich schöner ist als das Original, soll hier allerdings bezweifelt werden. Immerhin ein Mosaik des in den Kriegswirren verschollenen Zimmers war 1997 völlig überraschend in Bremen aufgetaucht. Kulturstaatsminister Naumann und Bremens Bürgermeister Henning Scherf bringen das kostbare Stück Ende des Monats im Köfferchen zurück nach St. Petersburg.