„Arbeit und Zukunft“ hat Zukunft

■ Das Beratungszentrum für Arbeitslose in Bremen-Nord bleibt bestehen / Auch die „Solidarische Hilfe“ will weiter beraten

Die kirchennahe Arbeitslosenberatung „Arbeit und Zukunft für Bremen-Nord“ wird bestehen bleiben. Das gab die Leitung des gleichnamigen Trägervereins ges-tern in einem Pressegespräch bekannt. Das befristete Projekt, das sich zum größten Teil durch Privatmittel der Friedensstiftung „Die Schwelle“ finanziert, sollte eigentlich Ende April auslaufen. Doch nun hat die Stiftung zugesichert, das Projekt bis April 2002 weiter zu finanzieren. Wenn auch mit 25.000 Mark weniger pro Jahr.

„Wir werden hier gebraucht“, ist sich Reinhard Jung, Vorsitzender des Vereins „Arbeit und Zukunft“ sicher. Mit einer Arbeitslosenquote von fast 16 Prozent liegt Vegesack über dem städtischen Durchschnitt. Die Beratungsstelle am Sedanplatz, die anlässlich der Vulkan-Krise vor vier Jahren gegründet wurde, beschäftigt zwei Pädagogen und eine Verwaltungskraft.

Neben den Stiftungsgeldern sammelt der Trägerverein „Arbeit und Zukunft“ bis zu 30.000 Mark Spenden im Jahr. Hinzu kommen Mitgliederbeiträge und Kirchenkollekte. Die Stadt Bremen beteiligt sich nur mit 6000 Mark im Jahr an der Beratungsstelle. Viel zu wenig findet Jung: „Wir haben das Projekt nicht gestartet, um den Staat zu entlasten, sondern weil hier absolut nichts war.“ Man sei nach wie vor der Meinung, dass sich der Staat hier nicht aus der Verantwortung stehlen dürfe, sondern endlich die unabhängige Arbeitslosenberatung angemessen unterstützen müsse. Diese Position vertritt auch die zweite Arbeitslosenberatung in Vegesack - der Selbsthilfeverein „Solidarische Hilfe e.V.“. Er finanziert sich im Gegensatz zur „Arbeit und Zukunft“-Einrichtung hauptsächlich aus öffentlichen Geldern. Mitarbeiterin Margot Müller: „Unsere Zuschüsse sind dieses Jahr bis an die Schmerzgrenze gekürzt worde.“ Die Beratungstelle in Vegesack bleibe trotzdem in jedem Fall erhalten, wenn auch „mit kürzeren Öffnungszeiten“. Müller ist der Meinung, dass alle Arbeitslosenberatungen vor Ort gute Arbeit leisten, die von staatlicher Seite nicht ausreichend unterstützt würde.

Etwa 800 Ratsuchende kommen jährlich in das „Arbeit und Zukunft“-Zentrum. Ex-Vulkanesen allerdings machen nur noch einen Bruchteil der Besucher aus. Mittlerweile nutzen Erwerbslose aller Berufsgruppen das Beratungsangebot. Die Mitarbeiter von „Arbeit und Zukunft“ geben nicht nur Hilfestellung bei Behördengängen und Bewerbungen, sondern beziehen auch persönliche Probleme, die mit der Arbeitslosigkeit zusammenhängen, mit ein. Familiäre Konflikte, Verschuldungen und Depressionen können ebenfalls in der Beratung besprochen werden.

Weitere Schwerpunkte der Vegesacker Arbeitslosenhilfe liegen in der Bildungsarbeit und der Öffentlichkeitsarbeit. Zusammen mit anderen Einrichtungen mischt sich der „Arbeit und Zukunft“-Verein in öffentliche Diskussionen über Arbeitsmarktpolitik ein. WiJo