Lehrerbildung wird gekappt

Ausgerechnet Mangelfächer wie Informatik, Sonderpädagogik und Deutsch als Zweitsprache stehen auf einer schwarzen Liste der Schulverwaltung

In der Fort- und Weiterbildung für Lehrer soll es im nächsten Schuljahr massive Einschränkungen geben: Auf einer „schwarzen Liste“, die von der Schulverwaltung erstellt wurde, wird unter anderem vorgeschlagen, im Bereich der Computerweiterbildung, bei der Sonderschulpädagogik und beim Lehrgang „Deutsch als Zweitsprache“ Mittel zu streichen. Das sind ausgerechnet Bereiche, in denen Lehrer am dringendsten Fortbildungen benötigen.

Nach Angaben von Ralf-Ingo Brehm, Personalrat beim Berliner Institut für Lehrerfort-und -weiterbildung und Schulentwicklung (BIL), werde überlegt, einen dreijährigen Kurs für Informatik zu streichen. Diese berufsbegleitende Weiterbildung sollte einmal in der Woche an der Freien Universität stattfinden. Nach einer Prüfung wären die Lehrer berechtigt gewesen, das Abitur in Informatik abzunehmen. 25 Lehrer waren für diesen Kurs vorgesehen.

Im Bereich Sonderschulpädagogik soll es ähnlich absurde Einschnitte geben. Geplant war, dass 50 Lehrer ab dem nächsten Schuljahr sechs Stunden wöchentlich zu Sonderschullehrern weitergebildet werden.

In Bezug auf „Deutsch als Zweitsprache“ war mit der Technischen Universität ein Jahreslehrgang vereinbart worden. Hier sollten 50 Grundschullehrer sechs Stunden pro Woche teilnehmen. In beiden Bereichen herrscht ein großer Mangel an Lehrkräften.

Der Vorsitzende des BIL, Gerhard Weil, hat jetzt einen Offenen Brief an den Schulsenator Klaus Böger (SPD) geschrieben, in dem er seiner Empörung Ausdruck verleiht: „Wer im Wahlkampf für die SPD Mäuse für die Berliner Schule verspricht, ohne die vorhandenen Lehrkräfte bei der anspruchsvollen Informatik zu qualifizieren, der kegelt Ratten.“ Die große Koalition habe vereinbart, im Bereich Neue Medien entsprechende Fort-und Weiterbildungsprogramme aufzulegen. Auch sei beschlossen worden, dass die Zahl der ausgebildeten Sonderpädagogen in dieser Legislaturperiode gesteigert werden solle. Weil appellierte an Böger, diese „kurzsichtigen und vertragswidrigen Kürzungen“ zurückzunehmen.

In der Schulverwaltung demonstrierte man gestern Gelassenheit. Nach Angaben von Angelika Knubbertz, pädagogische Beraterin von Schulsenator Böger, sei noch „überhaupt nichts entschieden.“ Es seien lediglich „alle Alternativen, alle Tabus“ aufgelistet worden. Eine Entscheidung gebe es erst nach den Osterferien, wenn Staatssekretär Härtel aus dem Urlaub zurückkomme. Schulsenator Böger sagte gestern gegenüber der taz, dass der Informatiklehrgang nicht gestrichen werde. Über die Kürzungen in den anderen Bereichen müsse aber nachgedacht werden. Böger zeigte sich aufgrund des Offenen Briefes verägert: „Auf diese Art der Auseinandersetzung lassen wir uns nicht ein. Ein Offener Brief ist keine Art mit Problemen umzugehen.“ Der Schulsenator versicherte, dass die „Lehrerfortbildung im Kern“ gesichert bleibe.“

Doch das BIL musste bereits heftige Einschnitte hinnehmen. Durch die Zusammenlegung von Landesbildstelle und BIL zu einem Landesinstitut zum kommenden Schuljahr werden 75 Stellen gestrichen. Damit sollen 3,5 Millionen Mark im Jahr gespart werden. JULIA NAUMANN