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: Klon August

„Mich gibt es zweimal“

(Di., 20.15 Uhr, Sat.1)

Vincent hat es gut. Er hat Frau und Kind, einen duften Job als Sicherheitsbeamter und gute Freunde. Leider auch einen Gehirntumor. Das behauptet jedenfalls ein dubioser Arzt, eröffnet Vincent aber auch sofort eine etwas ungewöhnliche Behandlungsmethode: Vincent soll geklont werden: „Wir pflanzen dem Klon das Zellwachstums-Gen der Fruchtfliege Drosophila ein und geben ein synthetisches Wachstumshormon dazu, und dann haben wir in kürzester Zeit ein erwachsenes identisches Wesen.“ Ganz schön dolly.

Da offenbar auch Vincents Gehirn dem einer Drosophila ähnelt, stimmt er zu, und keine vier Wochen später geht sein Klon nach Hause und küsst seine Frau. Und Vincent sitzt sauer im Labor und guckt Sat.1. Dann jedoch überstürzen sich die Ereignisse: Der Klon ist böse, denn ihm wurde ein Aggressions-Gen eingepflanzt (was seine Frau „Du bist wie ein Pitbull!“ schluchzen lässt), der echte Vincent ist auch gar nicht wirklich krank, sondern wurde nur als Klonspender benutzt, und und und. Schlimme Sache. Vincents neuer Hund, das schlaue Viech, hat’s übrigens gemerkt und knurrt ständig den Klon an. Und Sohnemann Moritz wundert sich, weil Papa neuerdings diese langweilige Geschichte mit der Blutsbrüderschaft nicht mehr erzählen mag.

Vincent der Echte haut aus dem Schlachthof ab, taumelt auf der Flucht vor den bösen Wissenschaftlern durch die Gegend und macht Action. Hin und wieder begegnen sich die beiden und gucken sich erstaunt an. Zum Schluss erschießt der eine den anderen, vermutlich der Gute den Bösen. Und der Politiker, den Vincent der Böse erledigen sollte, überlebt. Aber da hat man sich schon längst sein Sat.1-Aufmerksamkeits-Gen herausgerissen und stattdessen ein natürliches Skepsis-Gen eingepflanzt. Aus dem Gehirn der Fruchtfliege Drosophila. Armer Darsteller Uwe Bohm, armer Regisseur Jörg Grünler. Das nächste Mal klonen Sie bitte jemanden Interessanteres.

JENNI ZYLKA