eurokurs im keller
: Die Stärken der Schwächen nutzen

Der Dollar ist stärker denn je, jammern die Europäer. Für einen USA-Urlaub etwa müssen deutsche Touristen heute fast 30 Prozent mehr ausgeben als noch im Januar 1999. Das ist bitter für uns. Und genauso bitter ist auch für die europäischen Zentralbanker, dass die Amerikaner stärker sind als wir.

Dabei ist die Schwäche des Euro gut, ganz besonders für die deutsche Wirtschaft, die immer noch deutlich langsamer wächst als die der meisten anderen EU-Länder: Der Export boomt, die Exportfirmen profitieren, und dadurch entstehen zahlreiche neue Arbeitsplätze.

Erst langfristig würde sich ein weiter fallender Euro-Kurs negativ bemerkbar machen: Dann nämlich würde die Kaufkraft der Europäer und damit ihr Einkommen im internationalen Vergleich sinken.

Der Kurs des Euro enttäuscht zwar euphorische Euro-Befürworter, die ihn vor seiner Einführung schon zur weltweit wichtigsten Währung hochjubelten. Doch besteht bislang kein Grund zur Besorgnis: Die Schwäche des Euro bezieht sich ausschließlich auf seinen Außenwert, also auf seinen Wechselkurs zu Dollar und Yen. Der Binnenwert des Euro ist nach wie vor stabil: Das spiegelt sich in der Inflationsrate wider. Diese ist mit rund 2 Prozent immer noch sehr niedrig; deutlich niedriger als im Durchschnitt der D-Mark-Ära, die Euro-Skeptiker nun wieder als Zeitalter der Stabilität heraufbeschwören.

Dass der Euro stärker werden muss, fordern vor allem Wirtschaftsexperten und Banker. Schon werden Rufe nach weiteren Zinserhöhungen laut. Doch wem würde das helfen? Steigt der Euro-Kurs nur auf Grund einer Zinserhöhung, wie sie noch in diesem Halbjahr erwartet wird, nützt das höchstens den Kapitaleignern, die ihr Geld in Euro angelegt haben. Es schadet dagegen der Konjunktur, der dieses Jahr endlich wieder eine rosige Entwicklung prognostiziert wird – eine Entwicklung, die Europa auch den immer noch sehr niedrigen Zinsen (3,5 Prozent) verdankt. Sollten die Zinsen angehoben werden, würde das die Investitionsbereitschaft nachhaltig dämpfen und sich bald negativ auf die Exporte auswirken. Die Arbeitslosigkeit nähme zu.

Deshalb nimmt man es Politikern gerne ab, wenn sie wieBundeskanzler Schröder, Finanzminister Eichel und Wirtschaftsminister Müller regelmäßig verkünden, die Schwäche des Euro bereite ihnen erst mal keine Sorgen. Alles andere wären Krokodilstränen.

KATHARINA KOUFEN