Auch außen weiter verbunden

■ Telekom und Stadt unterzeichnen Vertrag über Telefonzellen

Die CDU hats verschlafen, und jetzt ist es zu spät: In dieser Stadt gab es über Monate hin massenhaft rechtsfreie Räume, wahre Horte der Anarchie – und das waren die Telefonzellen. Seit das Telegraphenwegegesetz von 1899 vor zwei Jahren auslief, waren „die Zellen quasi illegal“, wie das Baurechtsamt sagt. Erst gestern wurde der rechtlose Zustand beendet: Die Stadt Hamburg und die Telekom haben einen Vertrag über die Zukunft der Telefonhäuschen geschlossen. Wichtigster Punkt: Es wird sie weiter geben – auch in den Außenbezirken.

Mit denen kann die Telekom an sich kein Geld verdienen. Aber die Stadt hat in dem Vertrag durchgesetzt: Für jede Zelle in der attraktiven Innenstadtlage muss es auch eine in der Vorstadt geben. Die Telekom bekommt dafür auch etwas: Die Stadt sichert dem Unternehmen zu, auch künftig vorrangig mit ihm und nicht mit der Konkurrenz zusammen zu arbeiten.

3500 Zellen gibt es alles in allem in Hamburg – 80 Prozent sind mittlerweile Kartentelefone. Bei den übrigen 20 Prozent wird noch Münzgeld gefressen. Die Zahl soll, so Niederlassungsleiter Volker Rockel, auch künftig relativ konstant bleiben. Aber sonst bleibt nicht vieles so, wie es mal war: Die Telefonzellen sollen demnächst Telekioske oder, noch besser, All-Payment-Säulen heißen. An denen kann man sowohl mit Münzen, als auch mit Telefon- oder Kreditkarte bezahlen. Ab Oktober werden in Hamburg nach und nach die alten Zellen durch die Säulen ersetzt werden. An den Standorten, an denen die Telekom auch richtig Profit machen kann, werden die Telekioske entstehen: Am Flughafen, am Hauptbahnhof, in der City. Dort werden Telefongespräche geführt, Faxe verschickt und gemailt – und somit kräftig Telefongebühren gemacht. „Für uns sind die Zellen natürlich noch ein Geschäft, sonst würden wir sie nicht betreiben“, sagt Rockel.

Ein Geschäft, das in den kommenden Jahren allerdings kippen könnte – wenn jeder Hans und Franz mit dem Handy telefoniert und faxt. „Bisher ist der Einfluss des Handy-Booms auf die Nutzung von Telefonzellen noch gering“, sagt der Hamburger Telekomchef. Aber Zukunftsprognosen wagt er nicht mehr: „Die Technik hat uns in den vergangenen Jahren immer total überrollt.“ Peter Ahrens