Inline-Skater warten auf Thierse

Bevor am 3. Mai die dritte Saison der Blade Night beginnt, muss der Bundestagspräsident eine Ausnahmegenehmigung für den befriedeten Bezirk erteilen. Letztes Jahr klagte Thierse, dass er wegen der Skater eine Stunde im Reichstag festsaß

von BARBARA BOLLWAHNDE PAEZ CASANOVA

Am 3. Mai ist es wieder so weit. Dann werden sich Autofahrer die Nase an der Frontscheibe platt drücken und tausende von Skatern vorbeifahren lassen müssen. Die Zahlen sprechen dafür, dass zum Beginn der dritten Blade-Night-Saison am kommenden Mittwoch abertausende Skater durch die Stadt rollen werden.

Seit der ersten organisierten Fahrt im Juni 1998 haben sich die Teilnehmerzahlen Love-Parade-mäßig entwickelt. Beim ersten Mal waren es nur 30 Skater, die zusammen mit dem Organisator, dem Anwalt Jan-Philipp Sexauer, unterwegs waren. Zur zweiten Blade Night kamen auch nur 80, aber bei der dritten kannten sich nicht mehr alle mit Namen, da waren es schon 3.000. Bei der vierten waren 8.000 Skater von der Rolle, und letzten Sommer stieg die Zahl auf 30.000.

Das große Einrollen kann schon am Tag der Arbeit stattfinden. Denn erstmals gibt es bei der traditionellen 1.-Mai-Demonstration des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) neben den so genannten Latschdemos auch einen Zug mit Inline-Skates. Unter dem Motto „Wir lassen uns nicht abhängen“ wird die DGB-Jugend nach einer Strecke von 11 Kilometern auf die Kundgebung vor dem Roten Rathaus zurollen. Über das Know-how haben sich die Gewerkschaftler bei Sexauer informiert. Der 33-Jährige gab gerne Schützenhilfe, denn immerhin unterstützen die 8 Millionen DGB-Mitglieder die Forderung nach einem Modellversuch, Berlins Straßen an Sonntagen für Skater zu öffnen.

Die polizeiliche Anerkennung der Blade Night als politische Demonstration hat Sexauer bereits in der Tasche. Nun liegt es an Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD), ob die Skater am Bundeskanzleramt und am Reichstag vorbeifahren dürfen. Weil diese im befriedeten Bezirk liegen, bedarf es einer Ausnahmegenehmigung. Sexauer ist zwar optimistisch, dass Thierse ein Herz für die Skater hat. Doch in einem Interview in der taz im November vergangenen Jahres, in dem es um die Diskussion einer Einschränkung der Versammlungsfreiheit ging, hatte Thierse auf die Frage, ob er sich schon einmal von Demonstranten belästigt gefühlt habe, gesagt: „In Berlin waren es nicht Demonstranten, sondern Inline-Skater, also Rollschuhfahrer bei der Blade Night, die ihrem Vergnügen ausgerechnet rund um das Reichstagsgebäude in großer Zahl nachgingen. Ich brauchte damals eine Stunde, bis ich das Parlamentsgebäude schließlich verlassen konnte.“ Dass Thierse eine Stunde eingesperrt war, lag allein daran, dass auch die Straße Unter den Linden gesperrt war. Das Gleiche könnte ihm also erneut passieren, selbst wenn er die Ausnahmegenehmigung nicht erteilen sollte. Sexauer verspricht dem Bundestagspräsidenten jedenfalls schon jetzt: „Wenn Thierse mit seiner Limousine vorfährt, werden ihn die Ordner natürlich durchlassen.“

Treffpunkt ist am 3. Mai um 21 Uhr am S-Bahnhof Tiergarten, danach an jedem ersten und dritten Mittwoch im Monat. Die genaue Route und weitere Infos stehen im Internet unter www.bladenight.de