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: Insektenforschers Flügellähmung

„BBC Exclusiv: Das Robinson-Experiment: Freiwillige Vor!“ (Mi., 23.00 Uhr, Vox)

Überhaupt sind die auch in Sachen Fernsehunterhaltung zur Exzentrik neigenden Briten an allem schuld. Auf der großen Insel wurde der Plan ausgeheckt, ein Fähnlein wackerer Kandidaten auf einer kleinen Insel auszusetzen und sie bei Wettstreit und Überlebenskampf zu filmen.

Die stets beengt lebenden Niederländer kamen dann auf die Idee, eine künstliche Insel zu schaffen und die Kandidaten in einen abgeschotteten Container zu sperren. Im Gegenzug weiteten die Briten ihre Idee zum „Millenniumsprojekt“ aus und schickten 30 Menschen gleich für ein ganzes Jahr auf ein kleines schottisches Eiland.

Dieses so genannte „Robinson Experiment“ soll nun Erkenntnisse über das menschliche Zusammenleben, vor allem aber reichlich verwertbares Dokumentarmaterial abwerfen.

Der erste Film der vierteiligen Staffel (immer mittwochs, 23.00 Uhr) war den Vorbereitungen der Aussteiger gewidmet. Nicht Extremsportler und Globetrotter bewarben sich um die Teilnahme, sondern Menschen aus allen Schichten, Familien mit Kindern, auch agile 70-Jährige. Im Trainingscamp mussten sie zunächst ihre Gruppentauglichkeit unter Beweis stellen und Überlebenstechniken erlernen.

Die Wiedergabe erfolgt als Doku-Soap. Das Material ist sortiert und gestrafft, allwissende Erzähler fassen das Geschehen zusammen und liefern die Wertung gleich mit, eine Psychologin kommentiert das Verhalten der Probanden mit der distanzierten Sachlichkeit eines Insektenforschers.

So entfällt der eigentliche Reiz, der darin besteht, die handelnden Personen nach und nach kennen zu lernen, ihre Wesensmerkmale zu erkunden. Man hätte das Stück verlustfrei mit Schauspielern in Szene setzen können. Vielleicht ist das ja sogar geschehen, wer könnte das mit Sicherheit ausschließen . . . Die Freude am Entdecken jedenfalls blieb den künftigen Inselbewohnern vorbehalten. HARALD KELLER