Noch Platz über der Couch?

■ Kunst und Country: Die Kiezgalerie „Art Store“ feiert am Sonnabend im Fundbureau ihr 10-jähriges Jubiläum

Wie wäre es mit dem Bild eines Deutschen Schäferhundes mit Afro-Frisur, oder zieht es Sie eher zu den rosaroten Plastikhandschuhen, aufgeklebt auf weißem Hintergrund? Rot soll es sein? Dann hätten wir das Portrait der Lady, die sich selbst die Backen zu einem gruseligen Grinsen auseinanderreißt.

Im gemütlichen Teil von St. Pauli, in der Wohlwillstraße, zwischen Bosporus Grill und Clemens-Schultz-Straße Straße liegt sie: Hamburgs kleine Galerie für Originalkunstwerke von Diplom-KünstlerInnen und AutodidaktInnen zu kiezkompatiblen Preisen, genannt Art Store. Als der Galerist Karlo Kanibalo vor 10 Jahren die Tür seiner Ladenwohnung dem Publikum öffnete, gab es Originalgemälde von ihm selbst und dem Künstler 4000 ab fünf Mark zu kaufen. Zum Preis einer Schachtel Zigaretten ist dort zwar heute nichts mehr zu ergattern, aber man kann sich dort unverbindlich umsehen, und hat schon für 50 Mark eine beträchtliche Auswahl.

Viele die vorübergehen werfen einen Blick hinein um abzuchecken, was das für ein Laden ist. Manche bleiben stehen und sehen sich die neuen Bilder an. Bekannte winken. KundInnen haben oft ganz genaue Vorstellungen, wie der 31-jährige Angestellte, der den Laden betritt und „ein großes Bild“ sucht. Er findet „die Kunst hier toll, weil es Originale sind, und weil es solche Sachen nicht als Drucke gibt – das sind doch wohl eher so Launen der Künstler hier“, glaubt er.

„Ich war mit meinem Freund beim Portugiesen Haifisch essen,“ sagt die finnische Künstlerin Erja Aaltonen. „Da blieb dann die Wirbelsäule als Rest auf dem Teller, die hat mich interessiert und ich wollte was damit machen. So entstand die Idee, das als Teil eines dreidimensionalen Kunstobjekts zu verwenden.“ Seit drei Jahren stellt sie im Art Store aus. Sie gehört mit DM-Bob, Sam, Silky Toss und Jakobus Siebels zur festen KünstlerInnencrew.

Letztere vier sind außerdem MusikerInnen und so eine Party braucht Musik. Deshalb spielt Jakobus Siebels (Ja König Ja) seine verzerrte Klarinette zu digitalen 1000-Töpfe-Beats. Silky Toss dagegen holt aus, mit Akkordeon und Schlagzeug (Thee Watzloves), zum freundlichen Pferdekuss nach Cajun-Art. Und, als wenn das noch nicht reicht, klopfen Die 1/2 Couch auf den Kuhmist, dass es an die Wände spritzt.

Susie Reinhardt

Sa, 29. 4., 21.00 Uhr, Fundbureau