„Liebe taz...“

Betr.: Leserbrief von Wilhelm Tacke, taz vom 26.04.2000

Es zeugt sicher von journalistischer Offenheit, wenn eine Tageszeitung bereit ist, einmal die Hintergründe eines so genannten christlichen Festes zu hinterfragen. Wie ich die Sache sehe, ging es im Artikel der taz gar nicht so sehr darum, die Herkunft des Osterfestes zu erleuchten, sondern darum, sich mit den Osterbräuchen und deren Herkunft zu befassen. Und die sind erwiesenermaßen heidnischen Ursprungs, auch wenn Herr Tacke dies nicht wahr haben will.

So ist z.B. in „The Catholic Encyclopedia“ folgendes zu lesen: „Eine große Anzahl heidnischer Bräuche, durch die die Wiederkehr des Frühlings gefeiert wurde, gingen auf das Osterfest über. Das Ei ist das Symbol des keimenden Lebens im Vorfrühling ... Der Hase ist ein heidnisches Symbol und ist schon immer ein Sinnbild der Fruchtbarkeit gewesen“ (1913, Bd. V, S. 227). Wie man offensichtlich auch auf der Führungsetage der kath. Kirche weiß, wurden Ei und Hase bereits als religiöse Symbole der Fruchtbarkeitsgöttin Astarte verwendet. Und an dieser Stelle muss sich jeder aufrichtige Christ die Frage stellen: Ist es mir gleichgültig, dass das Osterfest die Erinnerung an diese unsittlichen Fruchtbarkeitsriten der Heiden lebendig erhält? Möchte ich ein Fest feiern, in dem alte Fruchtbarkeitssymbole wie „Osterhase“ und „Ostereier“ verwendet werden? Glaube ich, dass Gott, der Allmächtige, so etwas gutheißen würde? (5. Mose 7,5- 6) „Im Neuen Testament und in den Schriften der apostolischen Väter deutet nichts auf die Feier des Osterfestes hin“, so der Kirchenhistoriker Sokrates (Hist. Eccl., Band 22) Äum 439 u. Z.Ü In dem Buch Seasonal Feasts and Festivals heißt es: „Offenbar erst gegen Ende des 4. Jahrhunderts wurden in Jerusalem Karfreitag und Ostersonntag als gesonderte Gedenktage begangen.“ So stellt es eine Vergewaltigung der Heiligen Schrift dar, wenn Herr Tacke unter Berufung auf den Mailänder Bischof Ambrosius versucht, 1. Korinther 15,51 als Beweistext dafür anzuführen, dass der Hase ein christliches Symbol sei. Es heißt dort: „Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden zwar alle auferstehen, aber wir werden nicht alle verwandelt werden.“ Wie, bitte schön, bekommt der Bibelleser hier den Dreh zum Osterhasen?

Statt dessen möchte ich auf eine andere Aussage hinweisen: In 2. Korinther 6,14-17 ermahnt uns die Bibel: Ziehet nicht an demselben Joche mit den Ungläubigen; denn welche Gemeinschaft hat die Gerechtigkeit mit der Ungerechtigkeit? Oder wie kann sich Licht zu Finsternis gesellen? Wie stimmt Christus mit Belial überein? Oder was hat der Gläubige mit dem Ungläubigen zu tun? Wie verträgt sich der Tempel Gottes mit Götzen? ... Darum geht heraus aus ihrer Mitte, und sondert euch ab, spricht der Herr, und Unreines rühret nicht an. So möge nun jeder Leser selbst ergründen, ob das, was in seiner Kirche gelehrt wird mit der Aussage der Heiligen Schrift übereinstimmt. Siegfried Albuszies