Zehn Jahre Denkpause für Teerhof-Entwicklung

■ Senat stoppt Investoren-Ausschreibung für den unbebauten Teil des Sahnegeländes

Der jüngste Streit um die mögliche Bebauung des Teerhofs mit dem Symbolon kam dem Beirat Neustadt gerade Recht: Auf seiner Sitzung am Donnerstag wollte der Beirat „Vorschläge zur Belebung des Teerhofs“ sammeln. Dem hat der Bremer Senat aber erstmal einen Riegel vorgeschoben: Bis Ende des Jahres wurde offiziell eine „Denkpause“ in Sachen Teerhof beschlossen, teilte Sunke Herlyn vom Bauressort kurzerhand mit.

Mit der Denkpause hat der Senat gleichzeitig auch den sogenannten Investoren-Wettbewerb für den Teerhof abgeblasen. Zwar lagen nach einer europaweiten Ausschreibung für das „Interessenbekundungsverfahren“ einige Bewerbungen vor. Davon sollen sechs Investoren ausgewählt worden sein, ihre Planungen zu vertiefen. Doch dazu kommt es nicht mehr: Ihnen wurde mitgeteilt, dass die Stadt eine „Klärungszeit“ beschlossen habe – der geplante Wettbewerb werde nicht weiter bearbeitet.

Die Begründung: Die bisher geplanten Kulturprojekte (Shakespeare-Company und Tanzfilminstitut) kämen auf dem Teerhof nicht ohne öffentliche Mittel aus – dafür sei aber kein Geld mehr da. „Wenn sich abzeichnet, dass das nicht zu realisieren ist, muss man die Planungen erst mal stoppen“, erklärte dazu auf Nachfrage Staatsrätin Elisabeth Motschmann (CDU). Sie hofft bis Dezember gute Ideen für die Insel zu finden.

In der Neustadt konnte man diese Art von Stadtplanung kaum noch verstehen: „Diese Denkpause dauert doch schon, seit der Teerhof bebaut ist“, klagt zum Beispiel Michael Schröder, erster Preisträger für den damaligen Teerhof-Ideenwettbewerb. Auch Ex-Kultursenator Horst-Werner Franke (SPD) hofft weiter auf das von ihm seinerzeit zugesicherte Kultur-Drittel: „Wenn noch ein Funken stadtplanerische Initiative übrig ist, muss das Restchen Teerhof dafür genutzt werden.“ Das verlangt jetzt auch der Beirat: In einem gemeinsamen Antrag wollen CDU und SPD am versprochenen Kulturanteil festhalten – in einem halben Jahr fordern sie vom Senat erste Pläne. Viel Aussicht auf Erfolg konnte Herlyn dem Beirat allerdings nicht machen: Durch den Senatsbeschluss wären ihm „die Hände gebunden“.

Ungeahnte Konkurrenz droht dem Kulturdrittel auf dem Teerhof anscheinend durch die „umgedrehte Kommode“. Noch im Mai plant die swb (ehemals Stadtwerke) einen Runden Tisch mit Planungsamt, Beirat und Architekten. Bislang gebe es nur vage Vorstellungen dort Platz für „Kunst, Kultur, Gastronomie und kreative Köpfe“ zu schaffen, erklärt Marlene Odenbach von der swb. Finanziert werden könnten die Investitionen möglicherweise durch die Grundstücksverkäufe am Stadtwerder. Kommt die Kultur allerdings ins ehemalige Wasserwerk, fürchten Kritiker, dann könnte die Diskussion für den Teerhof endgültig vorbei sein. pipe