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: Radkurier im Roman: Velo von Jörg-Uwe Albig

VERWIRRT UND AUS VECHTA

Wenn einer vom flachen Land in die Großstadt kommt, dann kann er was erzählen. Oder auch nicht. „Velo“, der Debütroman des Journalisten Jörg-Uwe Albig, erzählt die Geschichte von Enzberg aus Vechta. Der durchrast als Fahrradkurier die Straßen von Berlin, immer beherrscht vom Rausch der Geschwindigkeit.

Mit grimmiger Entschlossenheit stellt er sich der täglichen Schlacht. Einer gegen alle. Enzberg gegen den Rest der Welt. Das Leben auf der Überholspur als ständiger Überlebenskampf. Und wo kein Scharmützel in Sicht ist, wird eins erdacht: Der „24-Stunden-Autowaschanlage auf der gegnerischen Straßenseite“ erklärt Enzberg den Krieg, den „ersehnten Krieg“. Permanent gilt es, sich der vermeintlich lauernden Horden zu erwehren. Albigs paranoider Protagonist wirkt dabei oft wie ein Spätpubertierender, der so gerne Dirty Harry sein möchte. Dummerweise gibt ihm niemand Gelegenheit dazu: „Mit brennender Leidenschaftslosigkeit starrte er den Angreifern entgegen. Sein Blick erhielt keine Antwort.“

Und sonst? Die Ausschüttung des so genannten Zeitgeistes gleich seitenweise. Das ist nicht neu und dieser Form manchmal gar zum Gähnen langweilig. Albigs Sprache: zu plakativ, zu manieriert, zu aufgebläht. Man merkt dem Autor an, dass er immer auf der Suche nach dem Überdreh ist.

Die Story aber kommt kaum in Schwung. Kurze Absätze, als literarische Knallerbsen aneinander gereiht, lassen keinen Handlungsfaden erkennen. Das Ende ist zwar bitter, das ganze (dünne) Buch aber fad. Wahnhafter Velo-Krieger in großer Stadt. Und dazu auf tollem Rad. Kein schlechtes Thema. Hier aber leider total an die Wand gefahren. UTE FRIEDRICHS

Jörg-Uwe Albig: „Velo“. Verlag Volk & Welt, Berlin 1999, DM 28,-