AFRIKAS TRAGÖDIE: SIMBABWE AUF DEM WEG ZUR SELBSTZERSTÖRUNG
: Offener Lernprozess

Landkonflikt mit dreizehn Toten: Aus den meisten Entwicklungsländern wäre eine solche Nachricht kaum eine Meldung wert. Warum also, mag sich Simbabwes Regierung fragen, regt sich die Welt so über die Entwicklung in ihrem Land auf? Ist es Rassismus, wie simbabwische Hardliner gerne behaupten? Geht es wirklich nur darum, dass die Opfer der Landbesetzungen Weiße sind?

Nein, es geht um viel mehr. Es geht darum, dass Simbabwes Regierung einen Weg der Selbstzerstörung beschritten hat, der – wie Oppositionsführer Morgan Tsvangirai richtig gesagt hat – eines der ökonomisch wichtigsten Länder Afrikas zum Status eines Pariastaates degradiert, um den jeder Wirtschaftspartner einen großen Bogen machen sollte. Es werden elementare Eigentums- und Freiheitsrechte beschnitten, und zwar nicht nur die der Weißen. Simbabwes schwarze Mehrheit leidet bereits seit Jahren unter der autoritären Willkür ihrer Herrscher, unter der Misswirtschaft und dem ökonomischen Niedergang. Das Regime Mugabe fährt eine in Afrika erprobte Strategie, die Herrscher wie Henri Konan Bedie in Elfenbeinküste, Mobutu Sese Seko in Zaire oder Daniel arap Moi in Kenia vorgemacht haben: Es werden Konflikte zwischen gesellschaftlichen Gruppen geschürt, und in letzter Minute treten die Brandstifter als Feuerwehrmänner auf, die die „Stammeskonflikte“ beenden und sich dafür Applaus und Anerkennung erbeten.

Keines dieser Länder und keiner dieser Staatschefs ist daraus gestärkt hervorgegangen; manchmal fegt der Sturm der Unruhe die Herrscher auch einfach mit hinweg. Die Aufregung über Simbabwe ist auch Ergebnis eines Lernprozesses nach allzu vielen afrikanischen Tragödien. Alle melden sich kritisch zu Wort, weil allen – außer Simbabwes herrschender Elite – klar ist, dass es in Mugabes Spiel am Ende nur Verlierer geben kann.

Die große Sorge der in der Entwicklungsgemeinschaft Südliches Afrika (SADC) versammelten Staatschefs der Region hinterlässt dennoch einen seltsamen Nachgeschmack. Zur SADC gehören nämlich auch Länder wie Angola und die Demokratische Republik Kongo, wo die beiden brutalsten Bürgerkriege der Welt toben und deren Bevölkerung in unvorstellbaren Zuständen von Krieg und Armut lebt. Mitten im eskalierenden internationalen Streit um Simbabwe veröffentlichte die UNO einen Bericht zu Angola, in dem es heißt, die Zivilbevölkerung in den Kriegszonen ernähre sich inzwischen von Gras und Würmern. Das internationale Echo war gleich null, auch innerhalb der SADC. Es gibt eben doch solche und solche Opfer, auch im Süden Afrikas. DOMINIC JOHNSON