Aber auch die sonst so Nervenstarken holen den Pokal nicht

■ Im zweiten Finale der Champions League musste sich Kiel dem FC Barcelona mit 29:24 geschlagen geben

Sie hatten Tränen in den Augen, doch sie durften trotzdem stolz auf sich sein. Der deutsche Meister THW Kiel konnte zwar den europäischen Handball-Gipfel nicht stürmen und scheiterte am Titelverteidiger FC Barcelona, erkämpfte sich aber beim ersten Endspiel-Auftritt in der Champions League viele Sympathien. „Das war das schwierigste Finale für uns in den letzten zehn Jahren“, sagte „Barca“-Trainer Valero Rivera. Christian Schwarzer, der deutsche Nationalspieler in Diensten der „Königlichen“, tröstete die Kieler: „Das waren zwei Riesenspiele. Wir waren am Ende die Glücklicheren.“ THW-Manager Uwe Schwenker durfte unwidersprochen feststellen: „Wir waren keinen Deut schlechter als Barcelona.“

Die „Zebras“ verspielten erst in den letzten Minuten am Samstag im zweiten Endspiel ihren Drei-Tore-Vorsprung aus dem Hinspiel in der Ostseehalle. Vor 8000 Zuschauern im legendären „Palau Blaugrana“ verlor der THW trotz zwischenzeitlicher Führung gegen Barcelona noch mit 24:29.

Barcelona gewann die „Königsklasse“ zum fünften Mal in Folge und zum sechsten Mal in der Vereinsgeschichte. Vor den Augen des spanischen Königs Juan Carlos fiel die Entscheidung in der hochklassigen Partie erst in den Schlussminuten. Die Kieler, die sich bei den Seriensiegern teuer verkauft und in der zweiten Hälfte sogar zwei Mal mit jeweils einem Tor in Führung gehen konnten, hatten am Ende Pech. 60 Sekunden vor der Schlusssirene verlor der THW den Ball wegen Zeitspiels, die Spanier erhöhten prompt auf 28:24. Ein weiterer Treffer hätte dem deutschen Meis-ter, der im Hinspiel in der Ostseehalle mit 28:25 gewonnen hatte, die Verlängerung beschert. Die letzten 20 Sekunden versuchte es der THW dann ohne seinen überragenden Keeper Steinar Ege, doch der während des gesamten Spiels unglücklich agierende Perunicic scheiterte. Masip stellte mit einem Wurf ins leere Tor den Endstand her und war mit sechs Treffern bes-ter Werfer der Spanier.

Der schwedische Nationalspieler Magnus Wislander mit acht Treffern und der Däne Nikolaj Jacobsen mit sieben Toren waren die erfolgreichsten Werfer beim THW, der in Barcelona in den letzten Minuten auch mit einigen unglücklichen Schiedsrichterentscheidungen zu kämpfen hatte. Schwarzer, der erstmals die Champions League gewann, traf fünf Mal.

Zu Missstimmungen kam es allerdings bei den mitgereisten Kieler Fans. Die erhöhten Sicherheitsmaßnahmen aufgrund der Anwesenheit des Monarchen führten zu entwürdigenden Szenen. So durften die Anhänger der Kieler nur in Gruppen die Toilette aufsuchen, einigen Frauen wurde sogar dies verweigert. Nach dem Spiel wurden sie von der spanischen Polizei unter Schlagstockeinsatz vom Vereinsgelände getrieben, obwohl sie sich über die gesamte Spielzeit fair und friedlich präsentiert hatten.

Nachdem ursprünglich keine Übertragung des Matches vorgesehen war, konnten immerhin die Zuschauer in Schleswig-Holstein das Spiel live im Fernsehen verfolgen. Am Freitag entschied der schläfrige Sender N3, die Proteste aus ganz Norddeutschland wahrzunehmen und doch noch ein Kamerateam nach Katalonien zu schicken. Am besten bedient aber war, wer der famosen Radio-Reportage auf N2 folgte.

Juan Torres/dpa/else