Steilvorlage in Richtung Stadionumbau

Land, Walter Bau AG und Hertha BSC haben sich auf Vertrag zur Sanierung des Olympiastadions geeinigt

Franz Beckenbauer kann Anfang Juli mit einem Pfund zur Vergabe der Fußballweltmeisterschaft 2006 ins schweizerische Zürich reisen. Im Gepäck des deutschen WM-Bewerbungschefs wird sich der Vertrag zwischen dem Land Berlin, der Walter Bau AG und dem Bundesligisten Hertha BSC zur Sanierung des Olympiastadions befinden. Nach Angaben der Bauverwaltung haben sich am Wochenende die drei Verhandlungspartner über den Vertrag zur Modernisierung der Arena geeinigt.

Die Konditionen zu der 520 Millionen Mark teuren Sanierung sollen nach der Osterpause am 9. Mai dem Senat vorgelegt und danach vom Landesparlament gebilligt werden. Es wird damit gerechnet, dass die Regierungsfraktionen aus CDU und SPD dem Abschluss zustimmen. Der Stadionumbau könnte somit im Mai beginnen.

Der Vertrag befindet sich noch unter Verschluss. Dennoch gilt als sicher, dass der Anteil des Landes sich auf rund 300 Millionen Mark erhöhen wird. Zu den 120 Millionen will Berlin zusätzlich noch einmal 80 Millionen Mark zuschießen. Außerdem soll dem Investor Walter Bau ein Kredit in Höhe von 95 Millionen Mark gewährt werden. Der Bund beteiligt sich an der Sanierung mit 100 Millionen Mark, die restliche Summe soll in der Mehrheit von Walter Bau sowie dem Bundesligisten aufgebracht werden.

Entschieden ist auch, den Umbau in den kommenden vier Jahren „bei laufendem Spielbetrieb“ durchzuführen. Hertha BSC wurde zugleich versichert, dass trotz der Arbeiten an den Tribünen und für eine neue Dachkonstruktion den Besuchern circa 50.000 Plätze pro Heimspiel zur Verfügung stehen. Ebenfalls klar ist, dass das DFB-Pokalendspiel weiter im Olympiastadion stattfinden kann. Das gesamte Fassungsvermögen des „WM-tauglichen Stadions“ mit 75.000 Sitzen wird wieder nach Abschluss der Modernisierung nutzbar sein.

Während Walter Bau die Vermarktung von Gewerbeflächen in der Arena überlassen werden soll, profitiert Hertha BSC gleich zweifach vom Stadionumbau. Neben dem neuen Dach, Sitzschalen, Vip-Logen und dem Medienzentrum soll auf dem Reichssportgelände ein Trainingszentrum für den Bundesligisten entstehen.

Mit der Vertragsunterzeichnung endet ein fünf Jahre dauerndes Gezerre um den Stadionumbau. Während das Land sich für eine denkmalgerechte Sanierung der 1936 errichteten Arena durch das Konzept der Hamburger Architekten Gerkan, Marg und Partner stark gemacht hatte, forderten Hertha BSC und der Berliner Fußballbund lange Zeit den Neubau eines reinen Fußballstadions. Erst mit der Entscheidung des Bundes 1999, das Stadion aus seinem Besitz in das Vermögen des Landes zu überstellen und sich an der Sanierung finanziell zu beteiligen, wurden Verhandlungen mit privaten Investoren möglich. ROLF LAUTENSCHLÄGER