schnittplatz
: Hacke, eisgekühlt

Liebend schmückt sich die Süddeutsche Zeitung mit hauseigenen Edelfedern. Eine solche ist Axel Hacke, dessen unbestrittenes Talent mit dem Joseph-Roth-, dem Theodor-Wolff-und dem Egon-Erwin-Kisch-Preis gewürdigt wurde. Dem Mutterblatt liefert er hin und wieder ein „Streiflicht“, dem SZ-Magazin allwöchentlich die Kolumne „Das Beste aus meinem Leben“.

Die herzige Prosa, auf der letzten Seite des Magazins als literarischer Digestif serviert, rotiert gemächlich um beschmunzelnswerte Problemchen eines sorgenfreien Lebens. Seien es die Wehwehchen des vierjährigen Sohnes Luis, sei es der Stress mit seiner liebenswerten Gattin Paola – den milden Katastrophen seiner „kleinen Mittelschichtfamilie“ vermag er selbst dann noch Heiterkeit abzugewinnen, wenn bei der Suche nach einer Haushälterin „die Seelennot der Stadt in unsere Küche gespült wird, schwopp“.

In dieser Küche saß er jüngst und hielt Zwiesprache mit seinem Kühlschrank: „Was machst’n da?“, fragte Bosch, mein sehr alter Kühlschrank und Freund. „Kühlschrankprospekte lesen“, sagte ich. Es entspinnt sich ein amüsanter Dialog zwischen Hacke und Bosch, in dem er seinem Kühlschrank die Eifersucht auf modernere Geräte zu nehmen sucht: „Wer hat schon einen Kühlschrank wie dich?“, sagte ich. „Du bist ein Klassiker.“ – „Was bin ich?“, fragte er. „Ein Klaaasiiikeeer“, sagte ich. Wie es der Zufall will, prangt nämlich direkt neben der Kolumne eine Anzeige von Bosch, in der ein Nachbau von Hackes kühlem Kumpel beworben wird: die „Classic Edition“.

„Was ist ein Klassiker?“, fragte er. „Jemand, der schön ist und alt und irgendwie einzigartig“, sagte ich. In der Anzeige daneben geht’s auch prosaischer: „Klassisches Design aus den 50ern kombiniert mit Technik von morgen“. Was ist das? Schleichwerbung? Kriechwerbung? Oder eine schwoppe Kombination aus beidem, wie sie nur eine Edelfeder zu zaubern imstande ist? „Kunststück“, sagte er, „Bei meiner Erfahrung“. ARNO FRANK