Nie mehr 2. Liga

Die Kirch-Gruppe zahlt rerkordverdächtige drei Milliarden Mark für vier Jahre Fernsehfußball

Falls irgendjemand doch daran gezweifelt haben sollte, folgt hier die offizielle Verkündigung: „Der Ligaausschuß des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) hat mit der Kirch-Gruppe eine Einigung über einen Vierjahresvertrag zur Verwertung der Fernsehrechte der Fußball-Bundesliga erzielt.“

Die erste Liga bleibt also, wo sie ist: Bei Sat.1 und Premiere World. Mit einer kleinen, feinen Veränderung: „Live-ran“ ist tot, Direktübertragungen im Free-TV finden nicht mehr statt. Dafür gibt es „live satt“ auf Premiere: Künftig läuft jeden Freitag, Samstag und Sonntag je ein Spiel live im Pay-TV, dazu kommen sechs weitere Live-Übertragungen am Wochendene, für die noch mal extra gelöhnt werden darf: Pay-per-View ist endlich in Deutschland angekommen.

Beim DFB war das Grinsen nie breiter, denn Kirch und Co. (zum Beispiel der mit knapp einem Viertel der Anteile an Premiere World beteiligte internationale Medienmann Rupert Murdoch) zahlen fortan mehr als das Doppelte: 750 Millionen Mark pro Saison, bisher waren es gerade mal 330 Millionen. Dazu kommt für den DFB noch ein Nachschlag aus den Pay-per-View-Einnahmen – mindestens 50 Millionen Mark pro Saison soll treuen Fans die neue Spielart Wert sein.

Über vier Jahre läuft der neue Vertrag, der dem DFB insgesamt Einnahmen von weit über drei Milliarden Mark garantiert. Damit ist Deutschlands Fußball wenn schon derzeit nicht in Sachen Spielqualität, dann eben in Sachen Geld endlich dort, wo er schon immer hinstrebte: in Europas Spitzengruppe.

„Die Wertigkeit des Fußballs wird nun in richtiger Weise gewürdigt“, frohlockte DFB-Ligapräsident Gerhard Mayer-Vorfelder, im Nebenjob ehemaliger Finanzminister in Baden-Württemberg. Zwar verdient man in Spanien und Italien noch ein bisschen mehr, aber dort ist die Einzelvermarktung der zu Fußballkonzernen mutierten Clubs ja auch schon Realität, während hierzulande der DFB die komplette erste und zweite Liga mit all ihren Krücken an den Fernsehmann bringen muss. Dafür liegt England mit umgerechnet schlappen 720 Millionen Mark TV-Einnahmen pro Fußballsaison endlich wieder hinten.

Die Zusammenfassung der Spiele im Free-TV bleibt natürlich „zeitnah“ und überwiegend bei Sat.1. Freitags allerdings könnte künftig auch Kirchs Deutsches Sportfernsehen DSF einspringen, was den bisher auf die zweite Liga abonnierten Kabelsender erheblich aufwerten würde – und Vorbote der Strategie sein könnte, allen Free-TV-Sport im Hause Kirch langfristig beim DSF zu konzenrieren. stg