Katz und Maus

Tausende Rechtsextreme marschierten am 1. Mai durch deutsche Städte.Linke und Autonome hielten dagegen. 140 Festnahmen allein in Berlin

BERLIN taz/ap ■ Bei Aufmärschen der rechtsextremen NPD haben sich gestern in ost- wie westdeutschen Städten NPD-Anhänger und linke Gegendemonstranten zum Teil gewalttätige Auseinandersetzungen geliefert. In Dresden, Grimma, Ludwigshafen und Fürth waren die NPD-Demos genehmigt worden und wurden entsprechend von der Polizei gegen Gegendemonstranten geschützt, in Hannover, Weimar und Wetzlar dagegen nicht.

In Berlin-Hellersdorf wurden gestern rund 140 Autonome festgenommen (siehe Seite 19). In Dresden, wo rund 450 NPD-Anhänger demonstrierten, versuchten Gegendemonstranten, Steine und Knallkörper auf die Demonstration zu werfen. Zwölf NPD-Gegner wurden vorübergehend festgenommen, schwerere Auseinandersetzungen blieben aus.

In Ludwigshafen lieferten sich dagegen 400 Linke „Scharmützel“ (AP) mit der Polizei. Die NPD hatte sich am Hauptbahnhof zu ihrem Marsch versammelt. Die Polizei sprach von einem „Katz-und-Maus-Spiel“ der Linken, die sich immer wieder zerstreuten, um dann erneut den rechten Aufmarsch anzugreifen. Einem Beamten sei mit einem Steinwurf die Kniescheibe zertrümmert worden. Augenzeugen berichteten von Schlagstockeinsätzen der Beamten. Mehrfach wurden linke Gruppen eingekesselt.

Auch in Fürth versuchten Gegendemonstranten, einen Aufmarsch von 400 NPDlern mit Sitzblockaden, Eier- und Flaschenwürfen zu blockieren. Rund 500 Polizisten räumten den Rechten den Weg frei. In Thüringen wurden auf der Autobahn zwischen Weimar und Jena 31 NPD-Anhänger festgenommen, die sich offenbar trotz eines Demonstrationsverbots für beide Städte versammeln wollten.

In Grimma bei Leipzig zogen 550 NPD-Anhänger, unter ihnen der Neonazi Manfred Roeder, durch die Innenstadt und riefen: „Hier marschiert der nationale Widerstand.“ An der Gegendemonstration nahmen rund 350 Menschen teil. 17 Personen wurden fest- oder in Gewahrsam genommen.

In Hamburg gab es in der Nacht zum Montag statt eines Tanzes in den Mai blutige Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und Teilnehmern der Aktion „reclaim the streets“. Über 100 Demonstranten hatten nach einem Protestmarsch im Schanzenviertel (St. Pauli) Barrikaden errichtet und angezündet. Daraufhin ging die Polizei mit Knüppeln gegen sie vor. Beobachter sprachen von über 30 Verletzten. Laut Innenbehörde trugen auch 16 Beamte Wunden davon.

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