Die Revolution gibt sich sportlich

■ So ehrlich, dass man irgendwo die Lüge wittert: „Asian Dub Foundation“ führten am Montag in der Großen Freiheit ihr Agit-Pop-Modell vor. Der Rock kam von alleine

Wie sexy sind sie nun wirklich? Und rocken sie wie die Hölle? Unter den Gästen der Großen Freiheit besteht Konsens: Ja, sie sind groß!

Asian Dub Foundation, das Quintett aus dem Londoner East End, heizte am Montagabend einem größtenteils jugendlichen Publikum ein, das denn auch engagiert die Dreadlocks hüpfen ließ. Politische Botschaften verknüpft mit Tanzbarkeit sind bei der Band Programm – was sie nicht zuletzt durch ihren wachsenden kommerziellen Erfolg stetig unter Rechtfertigungszwang stellt.

Dabei besteht kein Zweifel daran, dass die Band mit indischen Wurzeln in all ihrem Tun kein Fake ist. Der konsequente Einsatz für politisches Bewusstsein und Erziehung gegen Rassismus reicht bei Asian Dub Foundation weit über Lippenbekenntnisse hinaus. Und je mehr Menschen sie erreichen, um so besser. Um so deutlicher auch, dass die Band mit der Gewissheit, in der Großen Freiheit keine Bekehrungsarbeit leisten zu müssen, etwas zu mechanisch zur Sache ging. Eigentlich ist an den fünf Jungs alles ehrlich. So ehrlich, dass man irgendwo die Lüge vermutet.

Und schon der erste Blick auf Gitarrist Chandrasonic bestätigte den Verdacht: In feinster Fußballstarpose plus aggressiver Klatsch-animation forderte er ein ordentliches Abfeiern ein. Bis auf DJ Pandit G, der während des gesamten Konzerts bescheiden hinter seinem Pult blieb, gaben sich auch die anderen betont sportlich. Keine Frage, sowas steckt an. Dass man die routiniert genuschelten Polit-Infos nicht immer verstehen konnte, störte niemanden. Rhetorische Tricks, nach Ausrufen wie „don–t believe in the government“ eine kunstvolle Pause zu machen und dazu einen eindringlichen Blick ins Publikum zu werfen, wiesen den Weg.

So stand der eineinhalbstündige Auftritt stets im Zeichen der Party, wobei sich alle Anwesenden in der Sicherheit wiegen konnten, auf der Seite der Guten zu feiern – egal ob zu einem Hit wie „Free Satpal Ram“ oder „Colour line“ vom neuen Album.

Zweifler hatten im Übrigen keine Gelegenheit, ihren Gedanken nachzuhängen: Spätestens die Überdosis Dezibel hämmerten noch jeden in die „collective mode“. Keine Frage: Asian Dub Foundation sind sexy. Der Rock für die gute Sache kommt dann ganz von selbst.

Liv Heidbüchel