Die Vorschau
: Ganz schön tot

■ Michael Augustin gönnt berühmten Todeskandidaten ein letztes Aufatmen

Wer schon einmal ein biografisches Handbuch, einen Buchumschlag oder irgendwas anderes mit einem Foto auszustatten hatte, kennt das Problem: Welches Foto wählt man aus, um einen treffenden Eindruck zu vermitteln? Michael Augustin ist kein Fotograf, sondern Dichter. Und stadtbekannter Radiomacher mit besonderem Gespür für die kurze und kürzeste Form. „Mehr nicht!“ heißt das neueste Werk, und es macht dem Dichter alle Ehre. „Mehr nicht! – Letzte Augenblicke berühmter Männer und Frauen“ versammelt Miniaturen, die ebenjene Momente so verdichten, dass man von ihm/ihr möglichst viel erfährt. Ein TextBild, Sie verstehen?

Skurril gehts zu rund ums Sterbebett. W.C. Fields, der Komödiant, feixt bis zuletzt, der italienische Schriftsteller Gabriele d'Annunzio streicht den eigenen Tod im Kalender an, und Beatpoet Jack Kerouac verendet stilsicher nach dem Genuss einer Dose Thunfisch.

Augustin versteht es, fast hundert Tode nachzuzeichnen, kurz und knapp, gewürzt mit einer Prise schwarzen Humors. Was die Qualität von „Mehr nicht!“ ausmacht, ist nicht die amüsante Verdichtung, auch nicht der literarisch freie Umgang mit dem biografischen Material. Es ist zweierlei. Punkt eins: Auch wenn man spätestens nach zwei Texten das Bauprinzip geblickt hat, stellen sich keine Ermüdungserscheinungen ein. Im Gegenteil, man könnte gut noch hundert weitere lesen. Punkt zwei: Einige der Tode sind Fake. Das ist schön, denn niemand wagt zu sagen, welche.

Gäb's eine Reunion der noch lebenden „Monty Python“, sie müssten Augustins Texte spielen. Also: Wenn Sie noch nicht tot sind, schlage ich vor, Sie hören sich das mal an. Ihr Tim Schomacker

Michael Augustin liest am Freitag, 5. Mai, um 20 Uhr in der Buchhandlung Leuwer, Am Wall 171, aus „Mehr nicht!“