: Die Bremer Kinotaz ... ... alle Filme, alle Termine
A
Absolute Giganten Deutschland 1999, R: Sebastian Schipper, D: Frank Giering, Florian Lukas
„Der Einbruch märchenhaften Musical-Glamours in eine ansonsten eher triste Welt aus Hochhausbeton und Absturz-Kneipen ist in diesem Film so etwas wie die Erfüllug der allerwildesten Träume. Mit solcher Behauptungskraft und viel umwerfendem Charme hat lange kein deutscher Film mehr Musicalträume und reales Leben versöhnt.“ (Der Spiegel) City
28 Tage USA 2000, R: Betty Thomas, D: Sandra Bullock, Dominic West, Viggo Mortensen, Steve Buscemi
„Zum Zwangsentzug verurteilt findet sich Gwen (Sandra Bullock) mit Schrecken in einer Reha-Klinik wieder, in der Handys verboten sind und sich die Menschen im Kreis aufstellen und „we got us a higher power“ singen. Mit der Zeit kommt sie zwar ein paar Kindheitserlebnissen auf die Spur, aber so wie die schnippische Heldin gibt auch der Film seine ironische Sicht auf das therapeutische Treiben niemals auf - offenbar ist ihm seine eigene frohe Botschaft vom drogenlosen Glück selbst nicht ganz geheuer.“ (tip) CinemaxX, CineStar, UT-Kino, Lichtspielhaus (Del)
Alles über meine Mutter Spanien/Frankreich 1999, R: Pedro Almodòvar, D: Cecilia Roth, Parisa Paredes
„Transen am Rande des Nervenzusammenbruchs – in dem liebenswert-skurillen Melodram spielen nur Männer eine Rolle, die einen Busen haben. Eine Frau sucht nach dem Unfalltod ihres Sohnes den Vater des Kindes. Sie findet ihn in der Transvestiten-Szene von Barcelona; Mittlerweile hat er größere Brüste als sie. Der spanische Regisseur Almodóvar beschreibt das Zusammentreffen seiner Gestalten mit Witz, Sentimentalität und vor allem viel Respekt.“ (Der Spiegel) City
American Beauty USA 1999, R: Sam Mendes, D. Kevin Spacey, Annette Bening, Thora Birch
„American Beauty“ ist eine Komödie, weil wir über die Absurdität der Probleme des Helden lachen, und eine Tragödie, weil wir uns mit seinem Scheitern identifizieren können. Der Film handelt von einem Mann und seiner Angst, alt zu werden, die Hoffnung auf wahre Liebe zu verlieren, und von denen, die ihn am besten kennen, nicht respektiert zu werden. Lester Burnham wird von seiner Tochter nicht geliebt, von seiner Frau ignoriert und ist an seiner Arbeitsstelle überflüssig. „Ich werde im Laufe dieses Jahres sterben“, erzählt er uns in den beinahe ersten Worten des Films. „Im Grunde bin ich jetzt schon tot.“ Der Film erzählt die Geschichte seiner Rebellion. (Roger Ebert) Ziegelhof (Ol) / Originalfassung ohne Untertitel im UFA-Palast
Anatomie Deutschland 1999, R: Stefan Ruzowitzky, D: Franka Potente, Benno Fürmann, Anna Loos
„Anatomie klingt zwar ein wenig wie Monotonie, doch Stefan Rutowitzky gelungener Horrorthriller könnte das deutsche Pendant zu dänischen „Nachtwache“ werden: erfolgreicher Horror aus heimischer Herstellung. Paula (Franka Potente) hat den ersehnten Medizinstudienplatz in Heidelberg bekommen; hier will sie studieren und sich von nichts ablenken lassen. Ihre mannstolle Zimmergenossin Gretchen (Anna Loos) hat da ganz andere Ideen – bis in der „Anatomie“ Leichen auftauchen, die da nicht hingehören. Makaberer Nebeneffekt: der Ausspruch „Ich hab' mein Herz in Heidelberg verloren“ könnte einen völlig neuen Sinn bekommen. (TV-Spielfilm) UT-Kino
Any Given Sunday USA 1999, R: Oliver Stone, D: Al Pacino, Cameron Diaz / Originalfassung mit Untertiteln
„Eine altbewährte Sport-Story über American Football. Intrigen und Grabenkämpfe außerhalb des Stadions und brutale Schlachtgemälde auf dem Rasen bestimmen den Spielrhythmus. Leider greift Oliver Stone in der zweiten Halbzeit immer mehr zum taktischen Mittel der Moralpredigt.“ (tip) CinemaxX
Die Asche meiner Mutter USA/Großbritannien 1999 R: Allen Parker, D: Emily Watson, Robert Carlyle
Es war schon beim Roman ein kleines Wunder, wie McCourt es fertigbrachte, so präzise, bewegend und nicht beschönigend vom alltäglichen Elend zu erzählen, ohne in eine depremierende Sozialreportage abzugleiten. In Parkers Film herrscht die gleiche Mischung aus herzzerreißendem Elend und einem Galgenhumor, der die dramatische Wirkung nicht etwa abschwächt, sondern ihr den entscheidenden Impuls gibt. Parker zeigt das Irland der 30er und 40er Jahre fast durchgängig in verwaschenen Grün-, Blau- und Brauntönen, die alles in eine düster-schwere Atmosphäre tauchen. Bei ihm dringt einem der ewige Regen wirklich in die Knochen. Die ist wohl der feuchteste Film in der Geschichte des Kinos. (hip) Filmstudio, Apollo (Whv), Lindenhof (Wildeshausen)
Asterix & Obelix gegen Caesar Frankreich/Deutschland 1998, R: Claude Zidi, D: Gérard Depardieu, Christina Clavier, Gottfried John
„Ausstattung und Kostüme sind den Heftchen liebevoll nachempfunden, die Darsteller brauchen sich nicht hinter den Kollegen von der Familie Feuerstein zu verstecken. Auch fliegen die Legionäre nach Ohrfeigen und Kinnhaken ungefähr so durch die Luft, wie man sich das bei der Comic-Lektüre ausgemalt hatte. Aber genau da, bei den Special Effects, muss die Mäkelei einsetzen, denn so manche Tricks sehen wirklich zu hausbacken aus.“ (Zitty) Filmstudio
B
Bats – Fliegende Teufel USA 1999, R: Louis Morneo, D: Lou Diamond Phillips, Dina Meyer
„Für militärische Zwecke gezüchtete Fledermäuse überfallen auf Befehl ihres Schöpfers eine amerikanische Kleinstadt und rotten fast alle aus. Dem örtlichen Sheriff und einer Zoologin gelingt es im Wettlauf mit der Zeit und dem Militär, die Tiere unschädlich zu machen. Uninspiriertes, spannungsloses B-Picture mit schwachen Spezialeffekten, das die Probleme von unkontrollierter Forschung und modernen Massenvernichtungsmitteln nicht einmal anreißt.“ (filmdienst.de) Cinestar
Being John Malkovich USA 1999, R: Spike Jonze, D: John Cusack, Cameron Diaz, John Malkovich
„Craig Schwartz, ein arbeitsloser Puppenspieler, findet ein Engagement als fingerfertiger Archivar bei einem bizarren Arbeitgeber, dessen Firma im siebeneinhalbten Stockwerk eines New Yorker Hochhauses angesiedelt ist. Zufällig entdeckt Schartz hinter einem Aktenschrank ein Portal, das ihn für fünfzehn Minuten -in dem Kopf von John Malkovich befördert. Buchstäblich. Der Film schraubt sich von hier aus in immer surrealere Höhen empor und konfrontiert den souveränen Selbstdarsterller John Malkovich dabei mit einigen schweren Prüfungen. Parasitentum wurde nie unterhaltsamer, Startum selten unglamouröser inszeniert.“ (tip) Filmstudio, Casablanca (Ol)
Bringing out the Dead USA 1999, R: Martin Scorsese, D: Nicolas Cage, Patricia Arquette, John Goodman
„Notarztwagenfahrer Frank Pierce ist am Rande des Nervenzusammenbruchs. Geistig und körperlich völlig überlastet quälen den Lebensretter auch noch Visionen von einer in seinen Händen Verstorbenen. Mit seinem verfressenen Kollegen Larry, dem religiösen Morris und dem Sadisten Tom trifft er immer wieder auf die gleichen Verrückten New Yorks. Martin Scorsese kehrt in die „Mean Streets“ von New York zurück. Von dort erzählt er den zunehmend surrealen Psychotrip mit Galgenhumor vom Feisten. Von seiner schwindelerregenden Inszenierung so fasziniert, vergisst er jedoch das moralische Dilemma seiner Hauptperson (Nicolas Cage mit nur einem Gesichtsausdruck) sowie die Handlung. Starke Nebendarsteller und eine skurriles Inferno voll menschlichem Abschaum säumen das Horrorkabinett.“ (film.de) Schauburg, CinemaxX
Buena Vista Social Club USA 1998, R: Wim Wenders, D: Ry Cooder and the Buena Vista Social Club
Ganz zufällig brauchte Ry Cooder vor einigen Jahren in Havanna ein paar kubanische Musiker für eine Plattenaufnahme, entdeckte die alten Hasen, holte sie aus dem Ruhestand zurück, nahm die Platte „Buena Vista Social Club“ mit ihnen auf, und diese wurde überraschend ein großer internationaler Erfolg. (hip) Filmstudio
C
Cookies Fortune USA 1999, R: Robert Altman, D: Glen Close, Julianne Moore, Liv Taylor
„Dies ist Robert Altmans sonnigster Film, eine warmherzige Komödie, in der es irgendwie gelingt, vom Tod und einer Mördersuche zu erzählen, und dabei ohne einen wirklichen Schurken auszukommen. Der Film spielt in dem kleinen Südstaaten-Örtchen Holly Springs, wo Altman eine große Besetzung von liebenswerten Charakteren versammelt.“ (Roger Ebert) City
D
Dogma USA 1999, R: Kevin Smith, D: Ben Affleck, Matt Damon, Linda Fiorentino
„Katholiken wollten den Verleih verhindern. Verständlich, denn der neue Film von Kevin Smith ist ein kleiner Geniestreich: Zwei verbannte Engel wollen zurück ins Paradies, die letzte Nachfahrin von Maria und Josef soll das verhindern. Mit dabei: ein schwarzer Apostel und zwei bekiffte Propheten. Doch die Gläubigen müssen sich nicht grämen – Smith geht mit den himmlischen Heerscharen relativ respektvoll um.“ (Der Spiegel) CinemaxX, CineStar
Doppelmord USA 1999, R: Bruce Beresford, D: Ashley Judd, Tommy Lee Jones
„Sechs Jahre hat Libby unschuldig im Gefängnis gesessen, weil ihr Mann seine eigene Ermordung vorgetäuscht hatte. Da man für ein Verbrechen in den USA nur einmal verurteilt werden kann, kann sie nun den Gatten killen, ohne eine Strafe fürchten zu müssen. Wenn Frauen hassen, ist eigentlich schon die Grundlage für einen soliden Thriller gegeben. Doch „Doppelmord“ bringt nicht einmal den halben Kick. Der Rachefeldzug der Witwe in spe ist so lustlos inszeniert, dass bei jeder Wendung nur die Drehbuchseiten rascheln, wo die Spannung knistern sollte.“ (TV-Spielfilm) CimemaxX, UFA-Palast, Cinestar (auch OF), Ziegelhof-Kino (Ol), Passage (Del)
E
East is East England 1999, R: Damien O'Donnell, D: Om Puri, Linda Basset
„Und wieder eine dieser grandios cleveren Polit-Komödien, wie sie nur die Briten basteln können. Erzählt wird die Geschichte einer pakistanisch-britischen Familie, die im Manchester der 70er Jahre lebt. Da ist Vater George, ein sturer Traditionalist und Hardcore-Muslim. Mamma Ella, seine zweite Frau, ist eine resolute Engländerin mit dem Herz auf dem rechten Fleck. Sowie die sieben Kinder zwischen Familiensinn und dem Sog der Swinging Seventies. Bei aller Komik ist in diesem bewegenden Comedy-Drama jede Figur mit einem plausiblen Psychogramm ausgestattet. Selbst das Verhalten des Vaters ist zu verstehen, der auf seine einfältige Weise nur das Beste für seine Familie will, mit seiner Sturheit indes genau das Gegenteil erreicht.“ (Bremer) Cinema
Eine pornografische Beziehung Belgien/Frankreich, Luxemburg 1999, R: Frédéric Fonteyne, D: Nathalie Baye, Sergi Lopez
„Spanner seien gewarnt: in diesem Film gibt's keine Pornografie zu sehen. Regisseur Frédéric Fonteyne erzählt von flüchtigen Begegnungen, aufkeimenden Gefühlen und Erinnerungen an eine nicht gelebte Liebe: Eine Kontaktanzeige in einem Sexmagazin, ein Mann und eine Frau treffen sich in einem Cafe. Man kommt schnell zur Sache. Doch dann schleicht sich plötzlich Liebe ins Spiel, leise, zurückhaltend, etwas ungelenk. Fazinierend fächert Fonteyne seine Beziehungsgeschichte auf, die sich nicht so sehr über Worte, sondern über die Blicke, die Gesten, den Ausdruck auf den Gesichtern der Figuren entfaltet. Seine Absicht liegt in der Intensität des Augenblicks – dabei wenig zu zeigen und viel zu sagen.“ (Bremer) Filmstudio, Casablanca (Ol)
Ein ganz gewöhnlicher Dieb Irland 1999, R: Thaddeus O'Sullivan, D: Kevin Spacey, Linda Fiorentino
"Kevin Spacey gerät als irischer Gentlemanverbrecher zwischen alle Fronten: Die Polizei jagt ihn, die IRA macht ihm sein Team abspenstig, das Volk liebt ihn als modernen Robin Hood. Die fröhliche Gaunerei wird bald bitterer Ernst. Der Film, ein typisches Beispiel für europäisches Gremienkino, will alles sein. Das Drehbuch setzt auf Recycling klassischer Ganovenstücke, die Geschichte wird mühsam aus dem lokalen Milieu herausgeschrieben, Kevin Spacey und Linda Fiorentino wirken wie Touristen im Eurokino.“ (tip) CinemaxX, CineStar, Wall-Kinos (Ol)
Erin Brockovich USA 2000, R: Steven Soderbergh, D: Julia Roberts, Albert Finney
„Bei ihren hartnäckigen Recherchen stößt die Angestellte einer kleinen Anwaltskanzlei auf einen riesigen Umweltskandal. Julia Roberts als freche Titelheldin und Albert Finney als Rechtsanwalt an ihrer Seite geben dabei ein ungleiches, komisches Paar ab, das einen milliardenschweren Konzern in die Knie zwingt. Fernab von sauertöpfischen und moralinsauren Botschaften hat Regissseur Steven Soderbergh diese authentische David-gegen-Goliath-Geschichte inszeniert.“ (tip) CinemaxX, CineStar, UFA-Palast, UT-Kino, Passage (Del), Wall-Kino (Ol)
Erkan & Stefan Deutschland 2000, R: Michael Herbig, D: Erkan Maria Moosleitner, Alexandra Neldel, Stefan Lust
„Die Verlegertochter Nina gerät versehentlich in den Besitz einer Kassette, auf der die letzten Worte von Uwe Barschel aufgezeichnet sind. CIA und BND sind ihr bald auf den Fersen. Da kann nur noch das Prollduo Erkan & Stefan helfen, die sich dem Mädel als Amateur-Bodyguards andienen. Die bayrischen Kultkomiker blamieren sich in ihrem ersten Kinofilm durch einen Negativrekord an Nullwitz, und auch der krasse Gossenslang rettet das schwache Drehbuch nicht.“ (tip) CinemaxX, CineStar, UT-Kino, Passage (Del)
Eyes Wide Shut USA 1999, R: Stanley Kubrick, D: Tom Cruise, Nicole Kidman
“Eyes Wide Shut“ basiert auf der „Traumnovelle“ von Arthur Schnitzler, die Kubrick aus dem Wien des späten 19. Jahrhunderts in das New York des späten 20. Jahrhunderts transkribiert hat. Der Film hat die Struktur eines Thrillers, aber er ähnelt auch einem Alptraum, in dem jede Szene eine ganz eigene, seltsam surreale Qualität besitzt, und alle Geschehnisse ihren Ursprung im Inneren des Protagonisten haben. (hip) City
F
Fight Club USA 1999, R: David Fincher, D: Brad Pitt, Edward Norton
„Immer feste druff: Ein paar Jungs organisieren Prügeleien, um sich selbst wieder zu spüren. Das ist schick fotografiert, Brad Pitt macht mit nacktem Oberkörper eine hervorragende Figur. Der Film hat Kraft, eine morbide Stimmung und eine Idee. Doch Regisseur David Fincher („Seven“) haut dem Publikum seine kunstgewerblichen Bilder um die Ohren und verstrickt sich in überflüssigen Handlungsfäden. Die wichtigste Regel bei Faustkämpfen hat er nicht kapiert – wissen, wann Schluss ist.“ (Spiegel) City
Die Frau auf der Brücke Frankreich 1999, R: Patrice Leconte, D: Daniel Auteuil, Vanessa Paradis
„Eine junge Frau, die an der Liebe verzweifelt, stürzt sich nachts in Paris von einer Seine-Brücke, ein heruntergekommener, doppelt so alter Messerwerfer verliebt sich in sie, rettet sie und macht sie zur Zielscheibe in seinen Varieté-Auftritten. Das ungleiche Paar hat so lange Erfolg, wie er ihre Liebhaber duldet und sie seine Eifersucht. Nach dem Bruch ist er so verzweifelt, dass er sterben will. Eine zeitlose, formal meisterhafte Liebesgeschichte mit beeindruckenden Hauptdarstellern, die aber zu sehr den großen Vorbildern des französischen Melodrams huldigt und dabei zu keiner eigenständigen Form und Handlung findet.“ (Filmdienst) Gondel
G
Galaxy Quest USA 1999, R: Dean Parisot, D: Tim Allen, Sigourney Weaver
„Science-Fiction als intergalaktischer Spaß: Eine Truppe abgehalfterter Schauspieler, die Anfang der Achtziger Helden einer TV-Serie waren, ziehen in ihren Weltraum-Uniformen von einem peinlichen Messe-Auftritt zum nächsten. Als Außerirdische die alten TV-Bilder für historische Dokumente halten, entführen sie die Crew und bitten um Hilfe in einem Sternenkrieg. Grandioser Blödsinn.“ (Der Spiegel) CinemaxX, CineStar, UT-Kino
Gottes Werk & Teufels Beitrag USA 1999, R: Lasse Hallström, D: Toby Maguire, Michael Caine
„Die bisher beste Leinwand-Adaption von John Irving liefert der Autor selbst. Dreizehn Jahre arbeitete der Schriftsteller am Drehbuch und fand in Lasse Hallström den idealen Mitstreiter in seiner von warmherziger Lebensklugheit getragenen Geschichte. Der schwedische Regisseur konzentrierte seine unaufdringliche Inszenierung auf die Charaktere. Geschickt verdichtete er die besonders in Amerika hochkontrovers diskutierte Abtreibungsfrage in der Figur des ebenso gütigen wie pragmatischen Dr. Larch. Dieses klassische Epos ist wohl deshalb so gelungen, weil es seine Figuren vielschichtig und mitfühlend zeichnet und ihnen das Recht des Scheiterns zugesteht. Womit es ganz nach dran ist am wirklichen Leben. (Bremer) Atlantis, Casablanca (Ol)
H
Hamam – Das türkische Bad Italien/Türkei/Spanien 1997, R: Ferzan Ozpetek, D: Alessandro Gasman, Francesca D–Aloja
„Ein römischer Architekt erbt von seiner Tante ein Hamam, ein türkisches Bad, und fährt, um es zu verkaufen, nach Istanbul. Angezogen von Stimmungen und Menschen, bleibt er und restauriert den Hamam. Seine Frau reist ihm nach und findet ihren Mann verändert vor. Das Erstlingswerk eines italienisch-türkischen Regisseurs weist zwar formale Mängel auf und endet klischeehaft tragisch. Doch es erzählt atmosphärisch dicht von einer Selbstfindung dank Sinnlichkeit und kreativer Langsamkeit orientalischer Lebensweise.“ (Zoom) City
Harte Jungs Deutschland 1999, R: Marc Rothemund, D: Tobias Schenke, Mina Tander, Sissi Perlinger
„Ein Teenie entdeckt den Sex: „Ab heute sind wir zu zweit“, meldet sich da eines Morgens sein bestes Stück. Ein sprechender Schwanz, wie originell. Gab's nicht schon Doris Dörries „Ich und Er“? Doch nicht nur die Grundidee ist alt, die gesamte Machart dieser Klamauk-Komödie erinnert mit ihren dümmlichen Zoten an die Filme eines Mike Krüger. Vom seichten Schwulenwitzchen bis zum Furz-Humor wird nichts ausgespart. Ein Trost immerhin bleibt: Eine schlechtere deutsche Komödie wird's in diesem Jahr kaum geben.“ (Bremer) CinemaxX, CineStar, UFA-Palast
Heavy Metal F.A.K.K.2 Deutschland/Kanada 1999, R: Michael Coldewey, Michel Lemire
Killzone. Dass man die Abkürzung auch anders lesen kann, bezeugen jedoch die beiden spärlich bekleideten Heldinnen mit großen Möpsen, denen die Dramaturgie gern ausgiebige Nacktbadeszenen gönnt. Neben abstrusem Sexismus bietet die Zeichentrickproduktion, deren grafische Umsetzung sich an einem populären Comic für Erwaschsene orientiert, Headbanger im Weltall - für Freunde des Genres.“ (tip) City, Cinestar
Hinter diesen Mauern Deutschland 1996, R: Jule Buerjes, Heike Kleffner
„Am 17.8. 1995 sollte im Bundesstaat Pennsylvania der afroamerikanische Journalist Mumia Abu-Jamal hingerichtet werden. Sein Fall erregte internationale Aufmerksamkeit. Der Hinrichtungsbefehl wurde zehn Tage vor dem Termin ausgesetzt. Der Film dokumentiert durch ein Interview mit Abu-Jamal, durch Gespräche mit Weggefährten, Familienangehörigen, Prozessbeteiligten und durch Archivmaterial wesentliche Teile seiner Biografie und den Kampf um ein Wiederaufnahmeverfahren.“ (Igelstaffel, Filmbüro Bremen) Kino 46
The House of a haunted hill USA 1999, R: William Malone, D: Geoffrey Rush, Famke Janssen
„Als ein Multi-Millionär in einem alten Haus, das einst Schauplatz grauenhafter Verbrechen war, eine Geburtstagsparty für seine Frau veranstaltet, drohen die Gäste dem mörderischen Eigenleben des Gebäudes zum Opfer zu fallen. Misslungener Gruselfilm, der vergeblich versucht, das klassische Horror-Sujet des verwunschenen Hauses mit Hilfe von Krimi-Elementen und einem parodistischen Ansatz zu modernisieren.“ (filmdienst.de) Cinestar, Cinemax, Ufa-Palast, Gloria (Del)
Hurricane USA 1999, R: Norman Jewison, D: Denzel Washington, Deborah Unger
„Diese tief bewegenden Filmbiografie eines Boxers, der viele Jahre unschuldig im Gefängnis saß, und die auf einem in den USA berühmten wahren Fall beruht, ist ein komplexe Konstruktion aus Rückblenden und Wechseln der Perspektive : zum Teil Erweckungsgeschichte, Gerichtsdrama, Charakterstudie und Enthüllungsbericht.“ (The Chicago Reader) City
I
The Insider USA 1999, R: Michael Mann, D: Al Pacino, Russell Crowe, Diane Venora
„Die vergleichsweise abstrakte Weiße-Kragen-Kriminalität eines modernen Unternehmens bildet die Grundlage dieses subtilen, hochspannenden Thrillers: Auf einer wahren Geschichte basierend, erzählt Michael Mann („Heat“) von Jeffrey Wigand, Kritiker eines Tabakkonzerns, den eine groß angelegte Rufmordkampagne zum Schweigen bringen soll. Mit der ihm eigenen Perfektion entwirft der Regisseur ein präzises Bild von den extremen psychischen Belastungen seines Helden, der von einem integeren Fernsehjournalisten unterstützt wird.“ (Zoom) CimemaxX, Cinestar, Casablanca (Ol)
J
Johanna von Orleans USA/Frankreich 1999, R: Luc Besson, D: Milla Joviovich, John Malkovich, Dustin Hoffman
„Auf der einen Seite die Geschichte einer mystisch/spirituellen Erfahrung, auf der anderen Seite ein Film voller alberner Frisuren und Regieeinfälle. Luc Besson ist zweifellos einer der begabtesten, innovativsten und umstrittensten Visionäre des modernen Kinos, und gerade deshalb enttäuscht seine „Johanna“ so. Als Demontage des Nationalheiligtums geht sein Film nicht weit genug, doch zum Popcornkino wie „Das fünfte Element“ taugt er auch nicht viel.“ (TV-Spielfilm) City
K
Kaphe Bizanz Türkei 2000, R: Gani Müjde, D: Mehmet Ali Erbil, Cem Darvan / türkische Originalfassung mit Untertiteln
„Historiengroteske um ausgesetzte Drillinge und die Thronfolge im byzantinisch-osmanischen Reich. Ein türkischer Publikumserfolg mit dem beliebten Komiker Mehmet Ali Erbil.“ (tip) UFA-Palast, Cinestar
Käpt'n Blaubär Deutschalnd 1999, R: Hayo Freitag
„In dem Zeichentrickfilm, der – nach der Fernsehserie und dem Buchbestseller – neues Seemannsgarn um den wasserfesten Abenteurer spinnt, verschlägt es den Käpt'n ins kapitalistische Meer, in dem unter anderem die Immobilienhaie lauern. Doch gegen alle Versuche Dr. Feinfingers, sich die Welt mit Hilfe von Wellenzwergen, radioaktiven Steckrüben und Krokodilpiraten Untertan zu machen, verteidigt Blaubär sich und die seinen so fintenreich, wie man das von seinem Über-Ich Walter Moers gewohnt ist.“ (Der Spiegel) City
Keine halben Sachen USA 2000, R: Jonathan Lynn, D: Bruce Willis, Metthew Perry, Roseanna Arquette
„17 Menschenleben hat Profikiller Jimmy the Tulip auf dem Gewissen, bevor er im Rahmen eines Zeugenschutzprogramms nach Kanada umgesiedelt wird. Überrascht vom Zuzug ist auch der brave Zahnarzt Oz, der durch seinen neuen Nachbarn in einen blutigen Bandenkrieg gerät. Turbulente, anspielungreiche Krimikomödie, in der Matthew Perry und Bruce Willis (mit herrlich staubtrockenem Charme) brillieren.“ (tip) CinemaxX, CineStar, UFA-Palast, UT-Kino
Kinder des Himmels Iran 1997, R: Majid Majidi, D: Amir Naji, Amir Farock Hashemian
„Häufig geht es in den iranischen Kinderfilmen um eine eher unwichtig erscheinende Begebenheit, die jedoch die gesamte Filmhandlung bestimmt und vorantreibt. So verliert Ali in „Kinder des Himmels“ die Schuhe seiner jüngeren Schwester. Da die Eltern sowieso nicht wissen, woher sie das Geld für die nächste Miete nehmen sollen, ist es undenkbar, ihnen von dem Verlust zu erzählen. Also hecken die Kinder den Plan aus, sich Alis Turnschuhe zu teilen. Majidi vermittelt in seinem Film über weite Strecken einen semidokumentarischen Eindruck in die Welt eines ärmlichen Teheraner Viertels.“ (epd-film) Cinema
Kleine Teun Niederlande 1998, R: Alex van Warmerdam, D: Annet Malherbe, Alex van Warmerdam, Ariane Schluter / Originalfassung mit Untertiteln
Alex van Warmerdam macht äußerst merkwürdige Filme über die holländischen Spießbürger. In „Kleine Teun“ erzählt er von der grotesken Menage a trois, die sich zwischen einem stumpfsinnigen Analphabeten, seiner äußerst herrschsüchtigen Ehefrau und der schönen, blonden Dame entwickelt, die dem Manne eigentlich nur das Lesen und Schreiben beibringen soll, aber bald für ihn die Brust entblößt, und so schnell in ein Duell mit ihrer Rivalin schlittert, in der mit allen Mitteln, von der psychologischen Erpressung bis zum Gift im Haferbrei gekämpft wird. Halb absurdes Theater, halb genau beobachtete Milieustudie ist dieser Film schockierend, boshaft, witzig und stilistisch originell. Und weil er in der Originalfassung mit Untertiteln gezeigt wird, lernt man ganz nebenbei auch noch die niederländische Fäkalsprache kennen. (hip) Kino 46
Der Knochenjäger USA 1999, R: Philip Noyc, D: Denzel Washington, Angelina Jolie
“Selten hat sich ein pingeligerer Serienkiller auf der Leinwand herumgetrieben als dieser: Detailgetreu stellt er Verbrechen aus einer viktorianischen Schauerschwarte nach. Aber was kann man mehr erwarten von einem Thriller, der seine Ideen ebenfalls aus anderen, ihm haushoch überlegenen Werken wie „Sieben“ oder „Das Schweigen der Lämmer“ übernommen hat.“ (Der Spiegel) City
L
Lang lebe Ned Devine Großbritannien 1998, R: Kirk Jones, D: Ian Bannen, David Kelly
„In einem kleinen Dorf im Süden Irlands stirbt Ned Devine, der Gewinner des großen Lottojackpots, vor Schreck an einem Herzschlag. Doch ist das ein Grund, dass er seinen Gewinn nicht bekommt? Seine Nachbarn fassen den Plan, dem von der Lottogesellschaft entsandten Prüfer einen Gewinner namens Ned Devine zu präsentieren. „Waking Ned Devine“ ist einer dieser raren Filme, bei dem einem endlich wieder bewußt wird, wie schön und herzerfrischend Kino sein kann.“ (TV-Spielfilm) City
M
Magnolia USA 1999, R: Paul Thomas Anderson, D: Julianne Moore, Tom Cruise, Jason Robards
Ein intimer Monumentalfilm, der 179 Minuten lang in verschiedene Lebensdramen ausufert, von denen jede für sich Stoff für einen kleinen Film geboten hätte. Die Methode ist nicht neu: Robert Altman hat sie in „Short Cuts“ zur Vollendung gebracht, und Paul Thomas Anderson („Boogie Nights“) nennt diesen alten Rebellen Hollywoods nicht umsonst einen seiner großen Helden. Auch „Magnolia“ ist eine einzige, monumentale Parallelmontage von verschiedenen Erzählsträngen: ein überschwänglich ehrgeiziger Film, der einem ins Auge springt und kein Risiko scheut. „Magnolia“ spielt im San Fernado Valley, dem globalen größten Zentrum der Entertainmentindustrie. Anderson siedelt seine Dramen in den Kreisen der Showmaster, TV-Produzenten, Wunderkinder und Fernsehgurus an, und so bietet sein Film auch eine Innensicht in diese Welt der professionellen Verführer. Ein Seminar für Möchtegerne-Machos gerät etwa dadurch aus allen Fugen, dass dem Einpeitscher in der Pause vor laufender Kamera seine Lebenslügen aufgetischt werden. Tom Cruise spielt ihn als einen durch und durch widerlichen Menschen. So gut sah man ihn bisher noch nie. (hip) Schauburg, Casablanca (Ol), Apollo (Whv)
Marlene Deutschland 1999, D: Joseph Vilsmaier, D: Katja Flint, Heino Ferch
Marlene Dietrichs Lebensgeschichte auf dem Niveau eines Lore-Romans. (hip) City, Lindenhof (Wildeshausen)
Matrix
USA 1999, R: Andy & Lary Wachowski, D: Keanu Reeves, Laurence Fishburne
„Die Story bedient sich bei den Mythen der Filmgeschichte plündert „Alien“ genauso wie „Strange Days“: Die Welt wird von Maschinen beherrscht, die die ahnungslosen Menschen in einer gewaltigen Computersimulation gefangenhalten. Nur eine Rebellenschar um den Anführer Morpheus kämpft gegen die Versklavung. Der Clou des Films sind die mitreißenden Kung-Fu-Choreographien und die sensationellen Special Effects. Nach „Matrix“ werden Action-Filme anders aussehen.“ (Der Spiegel) City
Matusalem – Der Fluch des Piraten Kanada 1993, R: Roger Cantin, D: Marc Labreche, Emile Proux-Cloutier
“Unter den Kinderfilmen von heute ist das kanadische Fantasy-Abenteurer „Matusalem“ noch am ehesten eine Nachahmung von Hollywood-Vorbildern. Dort stand eindeutig Robert Zemeckis „Zurück in die Zukunft“-Serie Pate, zum Beispiel wenn die Kinder von heute die Piraten des 18. Jahrhunderts mit Rockmusik erschrecken.“ (epd-film) Kino 46
Mickey Blue Eyes USA 1999, R: Kelly Makin, D: Hugh Grant, James Caan, Jeanne Tripplehorn
„Good old „Dackelblick“ Grant spielt hier einen „Englishman in New York“: den Auktionär eines angesehenen Kunsthändlers, der sich ausgerechnet in die Tochter eines Mafia-Gangsters verliebt. Sie will ihn von ihrer Familie fernhalten, er bittet ihren Vater um ihre Hand, und der Rest ist eine Farce mit blauen Bohnen und bösen Buben, bei der Grant schließlich auf seiner eigenen Hochzeit den toten Bräutigam spielen muss. Der Plot ist eher hanebüchen und nur Vorwand, um komische Szenen aneinanderzureihen, aber diese zünden gut. (hip) City
The Million Dollar Hotel Deutschland 2000, R: Wim Wenders, D: Mel Gibson, Milla Jovovoc, Jeremy Davis
„Das Million Dollar Hotel in Los Angeles ist Zuflucht für Außenseiter aller Art. Als der Junkie Izzi vom Hoteldach fällt, nimmt das FBI die Ermittlungen auf. Im Mittelpunkt steht allerdings die Liebesgeschichte zwischen Tom und Elois, die im größten Elend ihr Glück finden und dabei selbst den knochenharten FBI-Mann Skinner erweichen. Kein realistischer Film, sondern ein Märchen mit ausladenden Cinemascope-Bildern, getaucht in sanfte, weiche Farben. Auf der einen Seite Armut und Gosse, auf der anderen elegische Bilder, und als Scharnier eine zärtliche Liebesgeschichte – eine Mischung, die mit zunehmender Dauer des Films ins romantische Elend führt.“ (tip) Atlantis
Momo Deutschland 1986, R: Johannes Schaaf, D: Radost Bokel, Mario Adorf, Armin Mueller-Stahl
„Verfilmung des gleichnamigen Erfolgs- und Kultromans von Michael Ende, in dem eine kleine, idyllische Lebensgemeinschaft durch die Machenschaften böser „Zeitdiebe“ bedroht und von einem kleinen Mädchen im Bunde mit dem gottähnlichen “Meister Hora“ gerettet wird. Im Vergleich zu Petersens bombastischer Ende-Adaption „Die Unendliche Geschichte“ ein erstaunlich bescheidener Märchenfilm, der sich weniger auf grobe Effekte, vielmehr auf glaubhafte Charaktere und atmosphärische Dichte verlässt.“ (Lexikon des internationalen Films) Schauburg
Der Mondmann USA 1999, R: Milos Forman, D: Jim Carrey, Danny de Vito, Courtney Love
Warum soll man sich einen Film über einen eher seltsamen als wirklich witzigen Komödianten ansehen, den in Deutschland höchstens ein paar Fernsehzuschauer kennen, die sich noch an die TV-Serie „Taxi“ aus den frühen 80ern erinnern? Zudem gibt es im Grunde auch nicht viel zu lachen in „Der Mondman“, aber genau das ist ja der Witz: Hier stellte einer radikal die Konventionen des Entertainments in Frage, und an seiner Geschichte kann man exemplarisch erkennen, worüber wir lachen und was uns fasziniert. Andy Kaufmann quälte gerne sein Publikum, und schien es fast zu genießen, wenn es ihn schließlich hasste: Ihm ging es um die Intensität des erzeugten Gefühls, und ob dies nun positiv oder negativ war, war ihm letzlich egal. In „The Man on the Moon“ lernen wir einen Mann kennen, der (so Bert Brecht über Karl Valentin) “keine Witze machte, sondern ein Witz war .“ Ein faszinierender Film über einen Menschen, der buchstäblich bis ins Grab hinein versuchte, die Provokation zu einer Kunstform zu entwickeln. (hip) Schauburg
O
Otto – Der Katastrophenfilm Deutschland 2000, R: Edzard Onneken, D: Otto Waalkes, Eva Hassmann
„In seinem fünften Kinofilm erzählt Otto die Geschichte eines Ostfriesen, der mit dem Ozeandampfer nach New York aufbricht. Die Lebensgeschichte, die mit einer Parodie auf die Geburt Jesu' beginnt, ist weitgehend als Zitatensammlung aus Filmen und Filmgenres angelegt, die sich in dürftigen Späßen erschöpft, die von einem bombastischen Dekor und einer opulenten Kamera noch zusätzlich verkleinert werden. Ohne präzises Zeitgefühl für die Wirksamkeit der wenigen originären Gags versandet der Film in völliger Belang- und Humorlosigkeit.“ (film-dienst) CineStar, UT-Kino
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Paul Klee - Die Legende vom Nil Deutschland 1991, R: Rüdiger Sünner
Der Maler Paul Klee reiste Ende der 20er Jahre nach Ägypten. Als Spuren dieser Reise gibt es seine Briefe an die Familie und Tagebuchaufzeichnungen - vor allen Dingen aber seine Bilder. 1991 hat der Filmemacher Rüdiger Sünner diese Reise noch einmal mit seiner Kamera gemacht, versucht, die von Klee beschriebenen und gemalten Stimmungen in Ägypten von heute wiederzufinden und seine Bilder in einer essayistischen Filmcollage mit den Originaltexten und Gemälden zu verweben. Den Worten kann man dabei nie ganz trauen, die Orte haben sich längst verändert – unumstößlich wahr sind nur Klees Gemälde, und Sünner gibt uns genug Zeit, sie intensiv auf uns einwirken zu lassen. Und so wirken die Parallelen zu den Bildern, die Sünner auf seiner eigenen Reise gefunden hat, ganz unaufdringlich und gerade deswegen so intensiv. (hip) Kino 46
Pokémon – Der Film Japan/USA 1999, R: Kunihiko Yuyama
„Einer Welt, in der Menschen und Pokémon, putzige Fabelwesen, friedlich miteinander leben, droht die Vernichtung durch ein mittels Gen-Manipulation künstlich hergestelltes Pokémon, das seine unbesiegbaren Kräfte erst beherrscht, als es erkennt, dass das Leben ein Geschenk ist, mit dem man friedlich und schöpferisch umzugehen hat. Der erste Kinofilm um die friedlichen Game-Boy-Figuren ist ein triviales Zeichentrick-Abenteuer, bei dem bombastische Action, Kitsch und naive Lebensphilosophie ineinanderfließen.“ (filmdienst) Schauburg, CinemaxX, Cinestar, UT-Kino, Wall-Kinos (Ol), Lichtspielhaus (Del), Lindenhof (Wildeshausen)
Pulp Fiction USA 1994, R: Quentin Tarantino, D: John Travolta, Bruce Willis, Harvey Keitel
„Dass da ausgerechnet Tarantino laxer und gefährlicher Umgang mit Gewalt vorgeworfen wird, ist absurd: Von Oliver Stones dumpf gespreitzter und schockgeiler Verhunzung des Tarantino-Drehbuchs „Natural Born Killers“ trennen „Pulp Fiction“ Welten.“ (Thomas Klingenberger) City
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Rent-A-Man USA 1999, R: Mike Mitchell, D: Rob Schneider, William Forsythe
„Der kleinste Zierfischbeckenreiniger von Los Angeles mutiert zum größten Callboy und Latin Lover. Wer auch immer die Schnapsidee zu diesem „Ace-Ventura“-Abklatsch hatte, gehört ins tiefste Goldfischbecken.“ (TV-Spielfilm) CineStar
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Schnee, der auf Zedern fällt USA 1999, R: Scott Hicks, D: Ethan Hawke, Youki Kudoh, Max von Sydow
„Halbgare Literaturverfilmung, die einmal mehr versucht, dem Politischen mit dem banalen Privaten beizukommen, d.h. hier mit der Geschichte von Ishmael und Hatsiue, die durch die Weltläufe tragisch entzweit werden. Zudem mühen sich alle Beteiligten erfolgreich, mit verworrenen Erzählstrategien und einer ebensolchen Inszenierung den Zuschauer über lange Zeit im Unklaren zu lassen, wovon der Film überhaupt handelt.“ (tip) Filmstudio
Schwarze Katze, weißer Kater Deutschland 1998, R: Emir Kusturica, D: Bajram Severdzan
„Einen Spaß wollte Emir Kusturica sich und seinen Zuschauern machen, und so ist hier alles ohne tiefschürfende Aussage auf die Lacher und pittoresken Details angelegt. Strenge Kritiker werfen ihm dies natürlich auch ganz schnell vor, aber warum soll er nicht mal mit all seinem filmischen Können und der Liebe zu grotesken Figuren, die ihn schon immer auszeichnete, einen Zigeunerschwank inszenieren? (hip) City
Schweinchen Babe in der großen Stadt USA 1998, R: George Miller, D: Babe, allerhand Viehzeug, James Cromwell
„Die Fortsetzung übertrifft das Original. Babe, das außergewöhnlich höfliche Schwein mit dem süßen, beharrlichen Auftreten, versucht in der großen Stadt Geld für die darniederliegende Hoggett Farm aufzutreiben. Dort entdeckt Babe ein Land voller Gewalt und Traurigkeit.“ (New Yorker) City
Shakespeare in Love USA 1998, R: John Madden, D: Joseph Fiennes, Gwyneth Paltrow, Geoffrey Rush
Von der historischen Person Shakespeare wissen wir so gut wie nichts. Für seriöse Biografen ist dies natürlich fatal, aber wenn man eine wilde und komische Geschichte aus dem Leben des jungen „Will“ Shakespeare schreiben will, sind das ideale Grundvoraussetzungen. Die britischen Autoren Marc Norman und Tom Stoppard sahen sich einfach die Stücke an, die von Shakespeare geschrieben wurden und fragten sich: Wie ist er wohl auf diese Idee gekommen? So erlebt er natürlich eine Liebesgeschichte, die unglücklich endet, und aus der er „Romeo und Julia“ zimmert. Norman und Stoppard sind in ihrer Konstruktion so konsequent, inspiriert und witzig, dass man schnell mitgerissen wird. (hip) City
Star Wars – Episode 1 – Die dunkle Bedrohung USA 1999, R: George Lucas, Liam Neeson, Ewan McGregor
„Ich würde ihn die Enttäuschung des Jahrzehnts nennen, wenn ich nicht, mit vielen anderen, schon die schleichende Befürchtung hatte, dass es so enden würde. Was ist es? Mist. Sagt es laut: Mist! Und wird es die magischen Zig-Millionen Dollars einfahren? Jede Wette!“ (The New Yorker) City
Stuart Little USA 1999, R: Rob Minkoff, D: Geena Davis, Hugh Lauri, Jonathan Lipnicki
„Die Eltern eines Jungen, der sich einen kleinen Bruder wünscht, adoptiert für ihn eine putzige „Waisenmaus“, die zunächst einen schweren Stand im neuen Heim hat, da sowohl der Sohn als auch die eifersüchtige Hauskatze sie vergraulen wollen. Nach turbulenten Abenteuern und Gefahren siegt schließlich aber die Freundschaft. Ein auf den ersten Blick durchaus amüsanter Kinderfilm, der jedoch an seiner Spießigkeit und vielen Klischees krankt. Die Geschichte vermag sich zudem nie gegenüber den perfekten Computer-Effekten zu behaupten.“ (filmdienst) CinemaxX, Cinestar, Ufa-Palast, UT-Kino, Passage (Del), Wall-Kino (Ol)
Sweet and Lowdown USA 1999, R: Woody Allen, D: Sean Penn, Uma Thurman, Samantha Morton
Emmet Ray ist ein unaustehlicher Rüpel. Er schickt Frauen auf den Strich, säuft sich regelmäßig halbtot, beklaut seine besten Freunde und seine Lieblingsbeschäftigung besteht darin, auf Müllhalden Ratten zu erschießen. Aber sobald er eine Gitarre in die Hand nimmt, wird er zum Engel. Da entspannt sich sein Gesicht, der Blick wird wärmer und er spielt einen wunderschönen, glasklaren, ans Herz gehenden Jazz, wie ihn in den 30er Jahren Django Reinhardt entwickelte und zur Perfektion brachte. Den begnadeten Jazzmusiker Emmet Ray, der zugleich „süß und gemein“ war, hat es natürlich nie gegeben. Nach „Zelig“ und „Broadway Danny Rose“ ist er die dritte fiktive Figur der Zeitgeschichte, die Woody Allen versucht, uns mit großer filmischer Finesse als real zu präsentieren. Während die Konstruktion des Films so eine Weiterentwicklung von Allen gefälschtem Dokumentrarfilm „Zelig“ ist, erinnert die Stimmung eindeutig an „Radio Days“. Hier wie dort entpuppt sich Allen als hemmungslos nostalgisch. Dieser Film ist im Grunde eine einzige große Liebeserklärung an den Jazz. Allen hat dafür das Amerika der 30er Jahre, wie wir es etwa aus den Bildern von Edward Hopper kennen, sehr detailiert und atmosphärisch nachempfunden. (hip)Schauburg
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Der talentierte Mr. Ripley USA 1999, R: Anthoy Mighella, D: Matt Damon, Gwyneth Paltrow, Jude Law
„Solch einen intelligenten und stilsicheren Thriller werden Sie in diesem Jahr wohl kaum noch einmal zu sehen bekommen. Der Film basiert auf Patricia Highsmiths Geschichte, die eine Reihe von Romanen mit dem Helden Ripley auslöste: einem Mann, der heilos böse ist, aber zugleich auch charmant und intelligent.“ (Roger Ebert) City
Three Seasons USA/Vietnam 1998, R: Tony Bui, D: Harvey Keitel, Zoe Bui
„Episoden aus Ho-Chi-Minh-Stadt, der Hauptstadt Vietnams: Eine Lotusblütenpflückerin hilft einem leprakranken Dichter bei der Niederschrift seiner Gedichte, ein Rikschafahrer verliebt sich in eine nach westlichem Glanz strebende Prostituierte, ein kleiner Junge verliert seinen Bauchladen, ein Ex-GI sucht seine Tochter. Ein mit leichter Hand, ruhig und mit klarem Blick für kleine Gesten und Worte inszenierter Reigen alltäglicher Begebenheiten. Vor dem Hintergrund des sich dem Westen öffnenden Landes vermittelt der gefühlvolle Film zugleich einen Eindruck von dem sich anbahnenden Wohlstandsgefälle.“ (filmdienst) Cinema
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Die Welt ist nicht genug Großbritannien/USA 1999, R: Michael Apted, D: Pierce Brosnan, Sophie Marceau, Robert Caryle
„Der 19. James Bond Film ist ein prächtiger komischer Thriller, aufregend und voller Charme, erfindungsreich ohne Ende.“ (Roger Ebert) City
When Night is Falling Kanada 1994, R: Patrica Rozema, D: Pascale Bussieres, Rachel Crawford / Originalfassung mit Untertiteln
Warum sollen nicht auch die Lesben ihren eigenen, gnadenlos kitschigen Liebesfilm haben, in dem eine schöne Frau der anderen sehnsüchtig in die Augen blickt, das „Coming Out“ einer prostestantischen Lehrerin in den schönsten Bonbonfarben gefeiert wird und ihre wild romantische Freundin ständig bei exotisch-grazilen Performances gezeigt wird? Wer allerdings hoffte, dass die Regisseurin von „I've Heard the Mermaids Singing“ hier auch etwas von dessen Leichtigkeit, Witz und Poesie entwickeln würde, wird schwer enttäuscht sein. (hip) Kino 46
Wild at Heart USA 1990, R: David Lynch, D: Nicolas Cage, Laura Dern
So oder so – David Lynch traf mit diesem Film zum Beginn der 90er die Nerven seiner ZuschauerInnen. Die einen wendeten sich angewidert von diesem „spekulativen Machwerk“ ab, die anderen ließen sich auf Lynchs Obsessionen ein und genossen sein geniales Durcheinander aus Komödie, Märchen, Roadmovie, Krimi, Erotik, Kunst und Ekel. (hip) Schauburg, Filmstudio
Z
Zug des Lebens Frankreich, Belgien, Rumänien 1998, R: Radu Mihaileanu, D: Lionel Abelanski, Rufus, Clement Harari
„Der Dorfnarr überbringt eine schreckliche Nachricht: die Nazi-Truppen rücken immer weiter vor, jüdische Dörfer werden eliminiert, die Bewohner getötet oder deportiert. Ausgerechnet der Narr hat die Idee, eine Deportation selber zu inszenieren, um so vor den Deutschen über Russland bis nach Palästina fliehen zu können. Nach und nach wird ein maroder Güterzug zusammengekauft und das Dorf aufgeteilt in Nazidarsteller und (fast) echte Deportierte. Ein Film voller nicht so leiser Zwischentöne, bitterer Wahrheiten und zutiefst menschlicher Figuren, die nicht als die Besseren, sondern einfach als Menschen dargestellt werden.“ (film.de.) Cinema
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