Dem Bahnhof Papestraße droht der Sparhammer

Verkehrsexperte der Grünen im Bundestag erwartet wegen Milliardenloch bei der Bahn Einschränkungen des Megaprojekts

Eines der zentralen Verkehrsprojekte der Hauptstadt ist offenbar gefährdet. Aufgrund eines Milliardendefizits bei der Deutschen Bahn in Höhe von 1,9 Milliarden Mark allein für Berliner Projekte sind Einschränkungen beim Megaprojekt Bahnhof Papestraße nicht mehr auszuschließen. Selbst in Senatskreisen wird schon darüber spekuliert, ob es das zweite Multimillionen-Vorhaben der Bahn neben dem zukünftigen Lehrter Zentralbahnhof am Regierungsviertel treffen könnte. Beide bilden mit dem Bahnhof Gesundbrunnen im Norden das Kernstück der Verkehrsplanung auf der Schiene.

Albert Schmidt, Verkehrsexperte der Bündnisgrünen im Bundestag und Mitglied im Aufsichtsrat der Bahn, verwies gestern darauf, dass die Bahn nach einem internen Gutachten ein zusätzliches Defizit von 4,5 Milliarden Mark erwarte. Da auf der Strecke Frankfurt/Main–Köln keine Einsparungen mehr möglich seien, können die Bahn nur noch ihre Projekte in der Hauptstadt zurückschrauben. Hier sei nur der Bahnhof Papestraße mit seinen geplanten überdimensionalen Parkflächen als Einsparmöglichkeit vorhanden.

Auch der grüne Verkehrsexperte im Abgeordnetenhaus, Michael Cramer, sieht für die Bahn nur noch in der Hauptstadt Möglichkeiten zum Sparen. Er erkennt jedoch in einer möglichen Neukonzeption für den Bahnhof Papestraße „eine große Chance“.

Zwar brauche man den Bahnhof ebenso wie den am Gesundbrunnen, da sie am Anfang und Ende des geplanten Nord-Süd-Tunnels zum Lehrter Bahnhof stünden, so Cramer: Sie müssten Störungen im Tunnel auffangen können. Dazu reichten am Bahnhof Papestraße jedoch zwei Fernbahnsteige. Wenn die Bahn nur diese Gleise sowie eine Unterführung errichte, aber auf die geplanten Parkflächen verzichte, könnten Cramer zufolge etwa 200 Millionen Mark eingespart werden. Die Parkplätze wären „sauteuer“ und verkehrspolitischer Unfug. Statt die Anfahrt mit dem Auto attraktiver zu machen, sollte die Bahn ihre Kunde auf die S-Bahn locken.

Die Pressesprecherin der Deutschen Bahn, Marlene Schwarz, wollte sich nicht zu dem Komplex Papestraße äußern. Sie bestätigte lediglich, dass es das Gutachten gebe und dieses am Mittwoch kommender Woche vom Aufsichtsrat der Bahn diskutiert werde. Bis dahin sei sie zu keiner Stellungnahme dazu bereit, ob das Projekt Papestraße zur Disposition stehe. Eine Sprecherin der Verkehrsverwaltung sagte, es sei „immer alles möglich“. Das Land sei zwar für diese Investition nicht verantwortlich, eine Aufgabe des Projekts Papestraße wäre jedoch „schade“. PHILIPP GESSLER

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