Nächster Zug: 8.30 Uhr!

Gewerkschaften rufen heute Morgen zum Warnstreik im öffentlichen Dienst. Kitas bis 10 Uhr dicht. Busse, U- und Straßenbahnen bleiben zunächst im Depot. Nur die S-Bahn fährt

von RICHARD ROTHER

Streik! Nichts geht mehr – so könnte es heute Morgen auf den Straßen der Stadt aussehen. Busse und Bahnen stehen still, die meisten Kitas bleiben geschlossen, die Stadtreinigung lässt den Müll liegen, und die Morgenvisite in den Krankenhäusern verspätet sich. Grund: Drei Tage nach dem Tag der Arbeit legen Arbeitnehmer vorübergehend ihre Arbeit nieder. Die Gewerkschaften haben die Arbeiter und Angestellten des öffentlichen Dienstes auf, sich am Warnstreik zu beteiligen. Nach Gewerkschaftsangaben werden sich etwa 20.000 Beschäftigte an den Warnstreik-Aktionen beteiligen.

Die U-Bahnen, Busse und Trams sollen von Betriebsbeginn bis gegen 8.30 Uhr in den Depots bleiben. Ein Notbetrieb sei nicht möglich, sagte die Sprecherin der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), Barbara Mansfield. Man könne die Fahrgäste nur um Verständnis bitten. Denen wird nichts weiter übrig bleiben, als Fahrgemeinschaften zu bilden, sich auf das Fahrrad zu schwingen oder S-Bahn zu fahren. Die S-und Regionalbahnen sind von der Arbeitsniederlegung nicht betroffen, da sie von Tochterunternehmen der privatisierten Deutschen Bahn AG betrieben werden. Auch nach halb neun wird es erfahrungsgemäß zwei Stunden dauern, bis der öffentliche Nahverkehr wieder im Takt ist.

Die Polizei erwartet dennoch kein Chaos auf den Straßen, sondern rechnet lediglich mit einem erhöhten Verkehrsaufkommen. Auch wegen der Ferienzeit sei man optimistisch, dass der Tag „relativ reibungslos“ abläuft, sagte ein Sprecher.

Für Kinder, deren Kitas von Warnstreiks betroffen sind, sei gesorgt, sagte gestern der Landesverbandsleiter der Deutschen Angestellten-Gewerkschaft (DAG), Hartmut Friedrich. Man habe die Eltern darüber informiert, welche Kindertagesstätten nicht bestreikt werden. Dort könnten die Kinder betreut werden. Kitas, deren Erzieher sich am Warnstreik beteiligen, sollen heute erst um 10 Uhr ihre Pforten öffnen. Wie viele Einrichtungen davon betroffen sein werden, war gestern nicht zu erfahren. Streikhochburgen sind nach Gewekschaftsangaben Charlottenburg und Kreuzberg.

Von allen anderen Streikmaßnahmen sei die Bevölkerung kaum betroffen, versicherte eine ÖTV-Sprecherin gestern. „Die Müllmänner fangen lediglich etwas später an zu arbeiten.“ In den Krankenhäusern und bei der Feuerwehr sei die Einsatzbereitschaft gewährleistet. Auf den Ämtern würden „einige Anträge eine Zeit lang nicht bearbeit werden“. Bei der Wasser- und Gasversorgung seien jedoch keine Engpässe zu erwarten. Die kürzlich privatisierte Bewag ist ohnehin nicht von Streikmaßnahmen betroffen. „Wir können nur um Verständnis bei der Bevölkerung für den Warnstreik werben“, so die ÖTV-Sprecherin. Die gestrigen Anrufe der Bevölkerung in der Gewerkschaftszentrale hätten gezeigt, dass die Aktion durchaus auf Verständnis stoße.

Im Land Brandenburg war es bereits gestern zu Arbeitsniederlegungen gekommen. So fuhren in Brandenburg/Havel bis 7 Uhr keine Busse.