Alles eine Frage des Preises

■ Ein Wechsel von Torwart Butt wäre für den HSV jetzt finanziell attraktiv

Hans Jörg Butt spaltet den Hamburger SV. „Verlängert Jörg Butt bei uns nicht, ist alles eine Frage des Preises.“ Mit dieser Aussage hat Vorsitzender Werner Hackmann einen Verkauf des Keepers nach dieser Saison an Bayer Leverkusen nicht mehr ausgeschlossen. Der Wechsel – spätestens im kommenden Jahr – gilt als nahezu sicher, auch wenn der Torwart seine Entscheidung offiziell erst in der Sommerpause verkünden will. Hackmanns nüchterne wirtschaftliche Überlegung dazu: Lieber in diesem Sommer noch eine möglichst zweistellige Ablösesumme kassieren, als Butt nach Auslaufen seines Vertrags 2001 ohne Entschädigung an den designierten Deutschen Meister zu verlieren.

Doch mit seiner Haltung riskiert Hackmann einen Streit mit Trainer Frank Pagelsdorf, der seinen Vertrag gerade unter ganz bestimmten Richtlinien bis 2004 verlängert hat. „Mit dem Vorstand ist etwas anderes besprochen. Ich gehe davon aus, dass das nach wie vor gilt. Wir haben unsere sportliche Zielrichtung, die Ziele müssten sonst korrigiert werden“, sagte der 42 Jahre alte Coach.

Er will in der kommenden Serie in der Champions League für Furore sorgen und in spätestens vier Jahren Meister werden. Ein personeller Aderlass würde einen empfindlichen Rückschlag für seine weiteren Aufbaupläne bedeuten. Pagelsdorf lehnt einen Verkauf von Butt aus zwei weiteren Gründen ab: „Vor allem sollte man die Konkurrenz nicht zusätzlich stark machen. Und was sollen andere Spieler bei uns denken, welcher Vertrag dann überhaupt noch gültig ist?“ Der nächste Spieler, der Gleichbehandlung einfordern würde, wäre wohl der bis 2002 an den Club gebundene Niko Kovac, den Bayern München unbedingt sofort haben will. Er dürfte für den HSV in der kommenden Saison noch weitaus schwerer zu ersetzen sein als Butt.

Gleichwohl hat Sportchef Holger Hieronymus eine seit Monaten angestrebte Vertragsverlängerung mit dem Torwart offenbar bereits abgeschrieben. „Soll ich sagen, dass wir noch Hoffnung haben? Ich mache mich doch nicht lächerlich“, sagte das Vorstandsmitglied. Einen vorzeitigen Transfer lehnt er offiziell allerdings noch ab: „Das Thema kann noch 20-mal öffentlich diskutiert werden, es ändert nichts. Wir wollen nächste Saison in Bundesliga und in Champions League viel erreichen. Und das mit diesem Kader plus Verstärkung.“

Bayer Leverkusen auf der anderen Seite macht keinen Hehl daraus, Butt unbedingt verpflichten zu wollen. Beim Zeitpunkt wartet der Spitzenreiter offenbar aber erst einmal ganz gelassen ab. Butt muss sich selbst sehr genau überlegen, ob er um eine vorzeitige Freigabe bitten wird. Wartet er ein Jahr ab, wird er finanziell mehr profitieren: Die von Bayer wegen Vertragsende gesparte Ablöse geht ihm dann mehr oder minder als stattliches Handgeld zu. Volker Gundrum